Studie: Kinder bisher nicht Treiber der Pandemie

Kitas, Krippen und Schulen zu: Für Eltern wurde vor allem das erste
Jahr der Pandemie zur Zerreißprobe. Bayerische Forscher haben das
Infektionsgeschehen in einer großen Studie untersucht - und kommen zu
dem Schluss: Kinder waren im ersten Jahr keine «Virenschleudern».

München (dpa) - Kinder sind einer umfangreichen bayerischen Studie
zufolge im ersten Jahr nicht Treiber der Pandemie gewesen. Die
Fallzahlen in Krippen, Kitas und Schulen hätten mit den Inzidenzen in
der Gesamtbevölkerung korreliert, berichteten die Wissenschaftler am
Donnerstag bei der Vorstellung der bayernweiten Studie «Covid Kids
Bavaria».

Es gebe keine Anhaltspunkte, das Kinder «Virenschleudern» gewesen
seien, sagte der Direktor der Kinderheilkunde im Haunerschen
Kinderspital am LMU Klinikum München, Christoph Klein, als einer der
Studienleiter. Diese Frage hatte sich zu Beginn der Pandemie
gestellt. Die Daten seien allerdings nicht eins zu eins auf die
derzeitige Situation mit Omikron übertragbar, sagte Klein weiter.

Dennoch muss aus Sicht der Wissenschaftler die Strategie, Schulen und
Kinderbetreuungseinrichtungen möglichst offen zu halten, aktuell
nicht geändert werden. «Mit den entsprechenden Maßnahmen ist
Schulunterricht auch in Zeiten der Pandemie möglich und sicher»,
sagte der stellvertretende Direktor der Kinderheilkunde im
Haunerschen Kinderspital und weitere Studienleiter, Johannes Hübner.
Für Omikron zeigten Erfahrungen etwa aus England und Südafrika, dass
die Kinder nicht mehr betroffen seien als Erwachsene.

Forscher aller sechs Universitätskinderkliniken in Bayern hatten die
Situation bei Kindern speziell in Betreuungseinrichtungen und
Grundschulen untersucht. Beteiligt waren rund 150 Einrichtungen. In
drei Erhebungszeiträumen im Oktober 2020, im November und Dezember
2020 sowie im März 2021 waren bei rund 2570 Kindern und knapp 1290
Erwachsenen insgesamt rund 7060 Proben mit PCR-Tests geprüft worden.
In 13 Fällen war das Ergebnis positiv. Das sei vergleichbar gewesen
mit den Fallzahlen in der Gesamtbevölkerung. Es habe keine größeren
Ausbrüche gegeben.

Zur Überprüfung der Ergebnisse seien Blutproben genommen und auf
Antikörper untersucht worden. Dies lege nahe, dass es keine größeren

Verzerrungen gab, also Infektionen im Wesentlichen nicht übersehen
wurden.

Wissenschaftliche Daten wie diese seien eine wichtige Grundlage auch
für Entscheidungsfindung der Staatsregierung, sagte
Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU). Die Pandemie erfordere
immer wieder ein Umdenken und Anpassen der Maßnahmen. «Für unsere
Kinder ist die Pandemie eine enorme Herausforderung», sagte der
Minister weiter unter anderem mit Blick auf eingeschränkte soziale
Kontakte und die Schließung von Schulen und Einrichtungen.

Es gebe auch Folgen für die psychische Kindergesundheit, sagte Klein.
Daten zu den psychologischen und sozialen Auswirkungen der Pandemie
seien aber noch in der Auswertung.