Intensivkrankenpfleger Lange: Schaffen es nur zusammen aus Pandemie

Berlin (dpa) - Der Intensivkrankenpfleger Ricardo Lange erlebt in der
Corona-Pandemie eine zunehmende gesellschaftliche Spaltung, die ihn
belastet. Wenn auf Stationen Desinfektionsmittel und Schutzmaterial
geklaut würden und Gegner der Corona-Maßnahmen ihm
menschenverachtende Nachrichten schickten, täten sich Abgründe auf,
sagte Lange, der in der Pandemie für viele ein Gesicht der prekären
Arbeitsbedingungen in der Pflege geworden ist, der Deutschen
Presse-Agentur. «Wir werden es aber nur alle zusammen aus dieser
Pandemie schaffen.»

Ungeimpfte und Geimpfte seien auf den Intensivstationen gleich viel
wert, so Lange. «Meine Aufgabe als Krankenpfleger ist es nicht, zu
urteilen. Wir dürfen nicht anfangen, Menschen in Kategorien
einzuteilen oder moralisch zu bewerten.»

Der 40-jährige Brandenburger, der am Rand von Berlin lebt, erlangte
Bekanntheit über Soziale Medien, eine Kolumne und als er im
vergangenen Jahr bei der Bundespressekonferenz über den
Krankenhausalltag sprach. Den vieldiskutierten Pflegenotstand gebe es
nicht erst seit der Pandemie, sondern schon länger, betonte Lange.
Zum Personalmangel kämen unzulängliche Bezahlung und mangelnde
Wertschätzung.

In seinem Buch «Intensiv - Wenn der Ausnahmezustand Alltag ist. Ein
Notruf», das am Donnerstag erschienen ist, schreibt Lange darüber,
was ihn seit Corona umtreibt, wie groß die physische und psychische
Erschöpfung vieler Pflegekräfte ist und was sich ändern muss. Der Job

sei für ihn der vielseitigste, den er kenne, betonte er im Gespräch.
Er sei aber nicht mehr um jeden Preis bereit, ihn auszuüben.