Laumann: neuer Corona-Impfstoff zuerst für das Gesundheitswesen

Die Impfquote steigt nur noch langsam. Der neue Impfstoff von Novavax
sollte nach Ansicht des NRW-Gesundheitsministers zuerst im wichtigen
Gesundheitswesen zur Verfügung stehen. Mit der einrichtungsbezogenen
Impfpflicht stehen die Gesundheitsämter vor einer weiteren Aufgabe.

Düsseldorf (dpa/lnw) - Corona-Impfungen mit dem Präparat des
US-Herstellers Novavax sollten nach Ansicht von Gesundheitsminister
Karl-Josef Laumann (CDU) bei einer großen Nachfrage zuerst im
Gesundheitswesen angeboten werden. Der im Volksmund auch
«Totimpfstoff» genannte weitere Corona-Impfstoff könnte gerade im
Gesundheitsbereich eine Brücke für den einen oder anderen sein, der
sich bisher noch nicht hat impfen lassen, sagte Laumann am Mittwoch
in Düsseldorf im Gesundheitsausschuss des Landtages. «Deswegen ist
mein Bestreben auch zusammen mit anderen Landes-Gesundheitsministern,
wenn dieser Impfstoff am Anfang knapp sein sollte, dass wir diesen
Impfstoff dann zunächst auch einmal priorisiert in den Einrichtungen
des Gesundheitswesens einsetzen», erklärte er vor den Abgeordneten.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) hatte am Freitag
angekündigt, dass Impfungen mit Novavax voraussichtlich Ende Februar
in Deutschland starten können. Die erste Lieferung von 1,75 Millionen
Dosen soll ab dem 21. Februar zur Verfügung stehen. Auf dieses Datum
verwies dementsprechend auch das NRW-Gesundheitsministerium.

Das Mittel von Novavax wurde kürzlich als fünfter Corona-Impfstoff in
der EU zugelassen. Zwei Dosen werden im Abstand von etwa drei Wochen
gespritzt. Es handelt sich um einen Proteinimpfstoff. Er basiert
also auf einer anderen Technologie als die bisher verfügbaren
Corona-Präparate. Die Effektivität zum Schutz vor symptomatischen
Infektionen wurde von der EU-Arzneimittelbehörde EMA mit rund 90
Prozent angegeben. Experten wiesen darauf hin, dass man über den
neuen Impfstoff noch nicht so viel wisse wie über die anderen
Präparate, die bereits länger breit angewendet werden.

Die ab Mitte März bundesweit geltende einrichtungsbezogene
Impfpflicht soll von den bereits stark belasteten kommunalen
Gesundheitsämtern umgesetzt werden. «Im Grunde hat man das jetzt
alles wunderbar auf die örtlichen Behörden gedrückt», kritisierte

Laumann die Vorgaben der Bundesebene. Die Systematik des Gesetzes
habe die Arbeitgeber «rausgelassen», die in den Tagen nach dem 15.
März nur die Ungeimpften in den betroffenen Bereichen melden müssten.

Die sogenannte einrichtungsbezogene Impfpflicht sieht vor, dass
Beschäftigte in Einrichtungen wie Arztpraxen, Kliniken und
Pflegeheimen bis zum 15. März nachweisen müssen, dass sie geimpft
oder genesen sind. Damit sollen Patientinnen, Patienten und
Pflegebedürftige besser vor einer Corona-Infektion geschützt werden.

In NRW gebe es keine andere Möglichkeit, als die Aufgabe an die
Gesundheitsämter zu geben, so Laumann. Das Land habe keine eigene
Landesstruktur dafür, werde die Gesundheitsämter aber nicht allein
lassen. Eine Arbeitsgruppe im Ministerium erarbeite Handreichungen
oder Leitfäden. «Aber es ist einfach, eine solche Impfpflicht ins
Gesetz zu schreiben. Die Umsetzung der Impfpflicht ist eine andere
Sache», betonte er. Das werde eine große Herausforderung werden.

Nach einer gerade angelaufenen und deshalb noch unvollständigen
Erhebung, zu der bisher gut die Hälfte der Einrichtungen Daten
übermittelt hätten, sind Ministeriumsangaben zufolge rund sechs
Prozent der Pflegekräfte nicht geimpft. Nach dem bisherigem Stand
gebe es demnach rund 11 200 ungeimpfte Personen, die in den Heimen
arbeiten. Bei den Pflegebedürftigen seien demnach 3,3 Prozent nicht
geimpft.

Die PCR-Testkapazitäten sind laut Laumann in NRW ausgebaut worden. In
der Vergangenheit seien etwa 500 000 PCR-Tests pro Woche möglich
gewesen, damit die Ergebnisse zeitnah vorliegen. Möglich wären
inzwischen nach Ministeriumsangaben bis zu 930 000 PCR-Tests pro
Woche in NRW. In der vergangenen Woche sind demnach 626 000 PCR-Tests
durchgeführt worden. Wenn zwei Drittel der Kapazitäten ausgeschöpft
seien, könne das in einzelnen Bereichen zu Engstellen führen.

Laumann verwies auf Bestrebungen auf Bundesebene, auch bei den
PCR-Tests bei Bedarf bestimmte Personen zu priorisieren. Es gehe
darum, vor allem im medizinischen Bereich schnell Ergebnisse zu
haben, damit die Mitarbeiter nicht unnötig lange in Quarantäne
müssten. Im medizinischen Bereich gehe das Freitesten nur mit einem
PCR-Test.

Die SPD-Fraktion wirft der Landesregierung vor, der Entwicklung
hinterher zu laufen. «Dass die Nachfrage nach Corona-Tests aufgrund
der Omikron-Welle steigen wird, war bereits im letzten Jahr klar»,
erklärte der gesundheitspolitische Sprecher Josef Neumann nach der
Ausschusssitzung und fügte hinzu: «Im Land kommen wir an die Grenzen
unserer Testkapazitäten.» Es müsse wahrscheinlich Priorisierungen bei

den Testauswertungen geben. Durch rechtzeitiges Handeln wäre diese
Entwicklung zumindest begrenzt worden, so Neumann.