Boris Johnson will Corona-Isolierung bald ganz abschaffen

London (dpa) - Der britische Premierminister Boris Johnson will die
verpflichtende Isolierung für Corona-Infizierte in England in naher
Zukunft vollständig abschaffen. «Es wird bald die Zeit kommen, in der
wir die gesetzliche Verpflichtung zur Isolierung abschaffen können,
genauso wie Menschen sich nicht gesetzlich isolieren müssen, wenn sie
die Grippe haben», sagte Johnson am Mittwoch im Londoner Unterhaus.
Die aktuellen Regelungen laufen zum 24. März aus. Wenn möglich, wolle
er sie schon früher abschaffen, sagte Johnson. Erst vor wenigen Tagen
hatte seine Regierung die Isolation auf fünf volle Tage verkürzt.

Johnson kündigte außerdem die Aufhebung aller noch in England
geltenden Corona-Beschränkungen an. «Von morgen an werden wir keine
Masken mehr in Klassenräumen verlangen», sagte der konservative
Politiker. Auch anderswo sollen Masken nicht mehr Pflicht sein,
sondern eine private Entscheidung jedes Einzelnen. «Die Regierung
ruft ab jetzt auch nicht mehr dazu auf, von Zuhause zu arbeiten.» Die
in Teilen der Tory-Partei verhassten Impfnachweise, gegen die etliche
Abgeordnete im Dezember rebelliert hatten, sollen ab Mitte nächster
Woche ebenfalls der Vergangenheit angehören.

Gesundheitsminister Sajid Javid kündigte am Abend einen Plan für das

Frühjahr an, den er mit «Leben mit Covid-19» umschrieb. Demnach
sollen Tests, antivirale Medikamente und weitere Impfungen «die
Ecksteine der künftigen Verteidigung» gegen das Virus darstellen.

Die Infektionszahlen sind in Großbritannien in den vergangenen zwei
Wochen deutlich zurückgegangen. Die Inzidenz, die die Zahl der
Neuinfektionen der vergangenen Woche pro 100 000 Einwohner angibt,
lag zuletzt bei 986 (Stand: 13. Januar). Zeitweise hatte sie um den
Jahreswechsel die Marke von 2000 überschritten. Auch die Zahl der
Einweisungen ins Krankenhaus geht leicht zurück. Nordirland, Wales
und Schottland hatten im Kampf gegen Omikron auf schärfere Maßnahmen
gesetzt, aber auch bereits Lockerungen angekündigt.

Johnson ist wegen Lockdown-Partys im Regierungssitz Downing Street
heftig unter Druck geraten. Kritiker werfen ihm vor, mit den
weitreichenden Lockerungen auch Hinterbänkler in seiner Partei
besänftigen zu wollen.