Corona-Lage auf Intensivstationen entspannter - steigende Fallzahlen

Auf den Thüringer Intensivstationen entspannt sich die Corona-Lage
zusehends. Auch bei den Fallzahlen bleibt Thüringen bundesweit das am
wenigsten betroffene Land. Entwarnung gibt es allerdings nicht.

Jena (dpa/th) - Die Corona-Lage auf den Thüringer Intensivstationen
hat sich etwas entspannt. Erste Covid-19-Patienten, die zur
Behandlung in andere Bundesländer verlegt worden waren, könnten in
den Freistaat zurückkehren, sagte der Thüringer Intensivkoordinator
Michael Bauer der Deutschen Presse-Agentur. In Thüringen waren um
Weihnachten bis zu 230 Menschen auf den Intensivstationen behandelt
worden. Inzwischen seien es um die 40 Prozent weniger als in der
Spitze, sagte Bauer. Für das Personal bedeute dies vor allem
psychisch eine geringere Belastung.

Laut dem Divi-Intensivregister wurden am Mittwochmittag 122
Corona-Patienten auf den Intensivstationen des Freistaats versorgt.
So wenige waren es zuletzt Anfang November gewesen. Landesweit waren
dennoch 83,7 Prozent aller Intensivbetten belegt - rund jedes Fünfte
davon mit Covid-19-Patienten. Bauer erklärte, weniger Arbeit hätten
die Intensivstationen derzeit nicht. «Die Betten sind voll.» Derzeit
würden vor allem wegen Corona aufgeschobene Operationen, bei denen
die Patienten anschließend überwacht werden müssten, nachgeholt.

Zudem sei es trotz einer derzeit niedrigen Corona-Inzidenz zu früh,
von Entwarnung zu sprechen. Auch in Thüringen sei die
Omikron-Variante des Virus auf dem Vormarsch. Und auch bei dieser
Variante könne es zu schweren Verläufen mit Lungenversagen und Bedarf
an künstlicher Beatmung der Erkrankten kommen. Auch seien die
Kliniken der norddeutschen Bundesländer, die Thüringer Patienten
aufgenommen hätten, jetzt deutlich stärker durch Corona-Infektionen
mit der Omikron-Variante des Virus belastet. Es komme dort zu
Personalausfällen.

Entscheidend werde sein, ob die Impfquote in Thüringen im Kampf gegen
Omikron ausreiche und sich genügend Menschen boostern ließen, sagte
Bauer, der am Universitätsklinikum Jena die Klinik für
Anästhesiologie und Intensivmedizin leitet. In Bremen mit einer
derzeit besonders hohen Corona-Inzidenz halte sich angesichts einer
Impfquote von rund 85 Prozent bei der Grundimmunisierung die
Belastung der Intensivstationen noch in Grenzen.

In Thüringen haben derzeit 67,3 Prozent der Menschen einen
vollständigen Grundschutz erhalten. Dafür sind in der Regel zwei
Impfdosen nötig. Eine Auffrischungsimpfung haben derzeit 42,4 Prozent
der Menschen erhalten. Landesweit waren am Mittwoch noch über 100 000
Impftermine frei.

Die Infektionszahlen in Thüringen bleiben weiter auf niedrigem Niveau
- stiegen aber wieder etwas an. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab
die Zahl der wöchentlichen Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner am
Mittwoch mit 216,4 an. Am Dienstag hatte die Zahl bei 204,2 gelegen.
Thüringen bleibt damit das Bundesland mit dem geringsten gemeldeten
Infektionsgeschehen.

Laut Thüringer Warnstufen-System rutschten mit den Landkreisen
Sonneberg, Altenburger Land, dem Saale-Orla-Kreis sowie der Stadt
Gera erstmals seit Monaten wieder Regionen in Warnstufe zwei ab. Das
Warnsystem war vergangenen Sommer eingeführt worden, um ab gewissen
Fall- und Krankenhausbelastungszahlen mehr Einschränkungen zu
ermöglichen.

Mit dem Erreichen von Warnstufe zwei sind nun in den betroffenen
Kommunen Lockerungen möglich. Das Thüringer Gesundheitsministerium
riet aber davon ab. In einem Schreiben, dass am Mittwoch an die
Landräte und Oberbürgermeister verschickt wurde, wies es darauf hin,
dass solche Lockerungen der Zustimmung des Ministeriums bedürften.
«Diese Lockerungen kämen voraussichtlich nur für wenige Tage zum
Tragen. Eine solche Vorgehensweise wäre gegenüber der Bevölkerung bei

einem kurzfristig zu erwartenden Anstieg des Infektionsgeschehens nur
schwerlich zu vermitteln», heißt es in dem Schreiben.

Demnach werde in Thüringens Nachbarbundesländern bereits von einer
zunehmenden Belastung der Krankenhäuser berichtet. «Auch in Thüringen

muss nach den aktuellen Prognosen mit einem erneuten starken Anstieg
der Infektionszahlen gerechnet werden», scheibt das Ministerium. Auch
Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) ging zuletzt angesichts
der Omikron-Variante wieder von einem Anstieg der Zahlen aus. Derzeit
werden nach Angaben des Ministeriums knapp 1000 Corona-Fälle in
Thüringen Omikron zugerechnet.

Das Gesundheitsministerium will die Entwicklung der Infektionszahlen
nun in den kommenden zwei Wochen «intensiv beobachten und auswerten»,
hieß es. Sollte es in dieser Zeit «wider Erwarten» nicht zu einem
Anstieg der Infektionszahlen kommen und sich mehrere Landkreise und
kreisfreien Städte weiter stabil in der Warnstufe zwei befinden,
wolle man «vertretbare Lockerungen» prüfen.