Impfbetrug reißt nicht ab - Ermittler rechnen mit hoher Dunkelziffer

Nach wie vor vergeht in Bayern kaum ein Tag, an dem sich Polizisten
nicht mit falschen Impfnachweisen herumschlagen müssen. Unklar ist,
wie viele Menschen tatsächlich einen Impfschutz vorgaukeln - die
Dunkelziffer könnte groß sein.

München (dpa/lby) - Auch wenn im Januar zunächst ein Rückgang zu
beobachten war - Fälle von Impfpassfälschungen gehören für die
Polizei im Freistaat weiterhin zum Alltag. Insgesamt 4066 Anzeigen
wegen Urkundendelikten im Zusammenhang mit der Corona-Impfthematik
habe es bis zum Montag gegeben, teilte das Bayerische
Innenministerium mit. Dabei seien rund 5500 Impfpässe und
-zertifikate sichergestellt worden. Einen falschen Impfstatus haben
aber wohl weit mehr Menschen in Bayern: «Wir müssen leider von einem
großen Dunkelfeld ausgehen», teilte das Ministerium mit.

Im Oktober wurden demnach 338, im November 1070 und im Dezember 1979
Fälle registriert. Dabei ging es etwa um gefälschte Aufkleber,
Zertifikate, Etiketten, Stempel und Genesenennachweise. Insbesondere
seit dem 24. November habe es einen starken Anstieg gegeben, teilte
das Ministerium mit. An dem Tag trat ein neues Corona-Regelwerk in
Kraft, das Strafbarkeitslücken in dem Bereich schließen sollte.
Verfolgt wird seitdem etwa auch die Vorlage von falschen
Gesundheitszeugnissen bei Apotheken oder auf der Arbeit - vorher war
im Gesetz nur konkret von «Behörden oder Versicherungsgesellschaften»

die Rede gewesen. In den ersten beiden Januarwochen verzeichnete die
Polizei mit 379 Fällen wieder einen Rückgang.

Ein Großteil der gefälschten Impfpässe wird nach Erkenntnissen des
Landeskriminalamts im Internet angeboten. Das kann im Darknet sein,
aber auch «offen» auf Kanälen wie WhatsApp, Telegram oder Facebook.
Dazu kommen demnach Einzelfälle, in denen auf Veranstaltungen mit
Corona-Bezug gezielt potentielle «Kunden» angeworben wurden.

Vereinzelt wurden außerdem Ärzte erwischt, die Nachweise ausstellten,
ohne ihre Patienten geimpft zu haben. Erst am vergangenen Donnerstag
hatte es in so einem Fall eine großangelegte Razzia in vier
Bundesländern bei rund 100 Patienten eines schwäbischen Hausarztes
gegeben. Es wurden rund 80 Impfausweise sichergestellt, zudem wurde
bei etwa 50 Beschuldigten Blut abgenommen, um den Impfstatus zu
klären. In Niederbayern stehen seit Dezember zwei Ärztinnen im
Verdacht, bei Impfgegnern die Impfpässe gefälscht und anderen
Patienten verdünnten Impfstoff verabreicht zu haben.

Im Oktober machten Ermittler Betrüger in München dingfest, die
mithilfe der IT-Infrastruktur einer Apotheke gefälschte
Impfzertifikate hergestellt haben sollen - allein innerhalb eines
Monats mehr als 500 Stück. «Unsere Polizistinnen und Polizisten sind
speziell ausgebildet, um Fälschungen von Impfnachweisen zu erkennen»,
teilte das Ministerium mit.