Testpflicht für Kinder soll ausgeweitet werden - Impftempo sinkt

Während die Omikron-Variante zu Corona-Rekordwerten in Niedersachsen
führt, ändert die Landesregierung ihre Teststrategie für Kinder und
Jugendliche. Die Impfkampagne verliert derweil an Schwung.

Hannover (dpa/lni) - In Niedersachsen sollen sich künftig mehr Kinder
als bislang regelmäßig auf das Coronavirus testen müssen. Die
Landesregierung plant, die Testpflicht an den Schulen zum neuen
Halbjahr im Februar auszuweiten. «Eine Ausnahme gäbe es dann nur noch
für bereits geboosterte Kinder und Jugendliche», erklärte eine
Regierungssprecherin am Dienstag. Bisher sind die Tests für geimpfte
und genesene Schülerinnen und Schüler freiwillig.

Für Kindergartenkinder ab drei Jahren soll nach Vorstellung des
Kultusministers künftig ebenfalls eine Testpflicht gelten. «Ich
unterstütze den Weg zu einer Testpflicht in den Kitas», sagte der
SPD-Politiker Grant Hendrik Tonne. Derzeit werde die Logistik
geplant, damit die Tests verlässlich zur Verfügung stehen. Daneben
gelte es, die Abstimmung innerhalb der Landesregierung zu dem Thema
zu beenden. «Sobald beides steht, wird die Testpflicht
scharfgestellt. Auf einen Zeitpunkt legen wir uns heute nicht
verbindlich fest, streben aber eine zügige Umsetzung bis zirka Mitte
Februar an», erklärte der Minister.

Die Grünen und die Gewerkschaft Verdi hatten zuvor erneut auf die
Einführung einer Testpflicht an den Kitas gedrungen. So hatte Verdi
erklärt, verpflichtende Corona-Tests schützten die Beschäftigten und

Kinder, aber auch deren Eltern. Für die Kinder im Vorschulalter
sollen nun vor allem Lolli-Tests beschafft werden. Für Krippenkinder
unter drei Jahren stellt das Land dagegen bisher überhaupt keine
Corona-Tests zur Verfügung, auch nicht zur freiwilligen Verwendung.

Jugendliche müssen sich derweil darauf einstellen, dass auch für sie
demnächst die 2G- und 3G-Regeln gelten. Gesundheitsministerin Daniela
Behrens (SPD) hatte schon vergangene Woche angekündigt, dass die
Ausnahme für Minderjährige Anfang Februar angepasst werden solle. Ab
welchem Alter der Impfstatus dann berücksichtigt wird, war am
Dienstag allerdings immer noch unklar. Die Meinungsbildung der
Regierung in dieser Frage sei noch nicht abgeschlossen, sagte der
Leiter des Corona-Krisenstabs, Heiger Scholz.

Seine Stellvertreterin Claudia Schröder warnte mit Blick auf das
Impftempo in Niedersachsen, dass die Zahlen rückläufig seien. In den
ersten beiden Januarwochen seien etwas mehr als 900 000 Impfungen
gezählt worden - das seien deutlich weniger als in zwei Wochen im
Dezember, sagte Schröder. «Wir brauchen im Moment nicht mehr
Impfstellen, sondern mehr Impfwillige», betonte sie. «Wir haben
ausreichend Impfstoff und ausreichend Impfstellen für alle.»

Landesweit stehen demnach 226 mobile Impfteams zur Verfügung,
außerdem beteiligten sich rund 4800 niedergelassene Ärzte an der
Impfkampagne. Darüber hinaus bereiteten sich Apothekerinnen und
Apotheker darauf vor, ebenfalls zu impfen.

Rrund drei Viertel (74,3 Prozent) der Niedersachsen sind nach Angaben
des Robert Koch-Instituts (RKI) bisher grundimmunisiert. Die
Booster-Impfquote liegt bei 52 Prozent - das ist der vierthöchste
Wert im Vergleich der Bundesländer.

Dennoch breitet sich das Virus insbesondere in der Omikron-Variante
weiter extrem schnell aus, die Zahlen für Niedersachsen liegen auf
Rekordniveau. Laut RKI wurden seit Montag 5996 neue Fälle gemeldet.
Die Inzidenz stieg auf 461,0 Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner
binnen einer Woche (Vortag: 431,0). Der Krankenhausindikator stieg
von 4,9 auf 5,2. Der Wert gibt an, wie viele Covid-19-Patienten
innerhalb von sieben Tagen pro 100 000 Einwohner in den
Krankenhäusern aufgenommen wurden. Die Auslastung der Intensivbetten
mit Covid-19-Patienten sank dagegen von 5,5 auf 5,3 Prozent.

Rund 95 Prozent aller positiven Corona-Proben gehen nach Angaben des
Landes mittlerweile auf Omikron zurück. Die Auswertung basiert auf
einer Stichprobe von rund 3100 Untersuchungen.