Zahlreiche Demonstrationen gegen Corona-Politik - Gegenprotest

Leipzig/Bautzen/Dresden/Chemnitz (dpa/sn) - Gegen die
Corona-Maßnahmen sind am Montagabend in Sachsen wieder viele Menschen
auf die Straßen gegangen - es wurde aber auch Gegenprotest laut. In
Leipzig beteiligten sich laut einer Polizeisprecherin etwa 50
Teilnehmer an einem Fahrradaufzug und schlossen sich auf dem
Augustusplatz einer Veranstaltung an, die sich gegen die Kritiker der
Corona-Maßnahmen richtete. Rund 300 Menschen seien friedlich
zusammengekommen. Proteste gegen die Corona-Politik habe es in
Leipziger Stadtteilen und in vielen Orten in den Landkreisen Leipzig
und Nordsachsen gegeben, sagte die Polizeisprecherin.

In Bautzen liefen am Montagabend laut der Polizeidirektion Görlitz
zeitweise bis zu 1200 Menschen in einem zweistündigen Aufzug durch
die Innenstadt und demonstrierten gegen die Corona-Politik. Die
Beamten seien nicht eingeschritten, weil nach Einschätzung des
Einsatzleiters die Abstände zwischen den Personen eingehalten worden
seien. Aus dem Aufzug heraus sei mehrfach Pyrotechnik gezündet
worden. Es werde ein Straftatverdacht geprüft. Derzeit sind laut
sächsischer Corona-Notfallverordnung Versammlungen mit 1000
Teilnehmern erlaubt.

Seit Wochen demonstrieren Gegner der Corona-Maßnahmen montags in
Bautzen - Oberbürgermeister Alexander Ahrens (SPD) hoffte, durch
geänderte Regeln zur Obergrenze bei Teilnehmern auf mehr Ruhe am
Montagabend. «Ich hoffe sehr, dass die neuen Regeln Auswirkungen
haben werden. Die Polizei wird zwar vor Ort sein, aber sie wird
hoffentlich keinen Grund mehr haben, den Protest einzuschränken»,
hatte Ahrens der Deutschen Presse-Agentur gesagt. Die Schwelle für
ein Eingreifen der Beamten sei nun deutlich höher. In Bautzen waren
in den vergangenen Wochen immer wieder Demonstrationen eskaliert. Am
vergangenen Montag wurden drei Beamte bei Ausschreitungen verletzt.

Bislang waren Demonstrationen laut Corona-Verordnung auf 10
Teilnehmer beschränkt, seit Freitag sind unabhängig vom
Infektionsgeschehen 200 erlaubt. Wird die Überlastungsgrenze bei der
Krankenhaus-Belegung mit Covid-Patienten - wie zurzeit -
unterschritten und liegt die Corona-Inzidenz unter 1500, dürfen 1000
Menschen protestieren und auch durch die Straßen ziehen. Das ist
zurzeit in ganz Sachsen der Fall.

Die Polizei in Chemnitz teilte mit, dass der Fokus nun nicht mehr auf
der Unterbindung unzulässiger Aufzüge liege, sondern auf dem
Versammlungsschutz und der Verhinderung von Störungen. Im Bereich der
Polizeidirektion Chemnitz seien Chemnitz selbst und Freiberg die
Schwerpunkte gewesen. In Freiberg hätten sich am Abend
schätzungsweise 800 Menschen durch die Stadt bewegt. Die Beamten
hätten ein Zusammentreffen mit den bis zu 100 Teilnehmern einer
Versammlung «Für ein Miteinander - gegen Corona» verhindert.

Auch in Chemnitz hätten bis zu 210 Menschen an einem Protest gegen
«Corona-Leugner, Impfverweigerer und deren sogenannte «Spaziergänge
»»
teilgenommen, erklärte die Polizei. Aus einem unangemeldeten Aufzug
hätten sich etwa 200 Menschen den Demonstranten nähern wollen, die
Polizei habe das mit Sperren verhindert.

In Dresden gab es laut der Polizei fünf angemeldete Versammlungen im
Stadtzentrum, sie seien störungsfrei verlaufen. In Radebeul
(Landkreis Meißen) seien mehr als 1000 Kritiker der Corona-Maßnahmen
zu einer Protestaktion zusammengekommen. Polizeibeamte hätten sie
aufgefordert, sich zu vereinzeln. Die Personen seien schließlich in
unterschiedliche Richtungen davongegangen. Eine 30 Jahre alte
Teilnehmerin sei beim Passieren einer Kreuzung verletzt worden.
Ersten Ermittlungen zufolge sei ihr ein Autofahrer über die Füße
gefahren.