Corona-Zahlen schießen nach oben - Booster nach dem Booster?

Die Virusvariante Omikron lässt auch in Bayern die Corona-Zahlen
explodieren. Auf den Intensivstationen schlägt sich das bisher nicht
nieder. Derweil dringen Experten auf den Booster nach dem Booster und
Gegner der Corona-Maßnahmen rufen zu neuen Protesten auf.

München (dpa/lby) - Die Virusvariante Omikron treibt die
Corona-Zahlen in Bayern weiter steil nach oben. Nach mehr als 10 300
registrierten Neuinfektionen binnen eines Tages kletterte die
Inzidenz am Samstag auf 500,8. Damit haben sich in den vergangenen
sieben Tagen mehr als 500 Menschen je 100 000 Einwohner mit dem
Coronavirus angesteckt.

Der Münchner Corona-Experte Clemens Wendtner mahnte angesichts dieser
Entwicklung zur zügigen Vorbereitung auf die vierte Corona-Impfung -
mit den verfügbaren Impfstoffen. Und Bayerns Ministerpräsident Markus
Söder (CSU) kündigte an, in der Corona-Politik künftig einen
«breiteren Ansatz» verfolgen zu wollen. In einigen bayerischen
Städten wollten am Wochenende wieder Gegner der Corona-Politik
protestieren.

Seit dem 30. Dezember steigen mit der zur fünften Welle deklarierten
Omikron-Variante die Infektionszahlen wieder rasant. Laut dem
Wochenbericht des Robert Koch-Instituts (RKI) ist Omikron
mittlerweile auch in Bayern die dominierende Virusvariante. Auf den
Intensivstationen der Krankenhäuser sind die Patientenzahlen aber
zuletzt weiter gesunken.

Die bayernweit meisten Neuinfektionen wurden nach RKI-Angaben in den
zurückliegenden sieben Tagen im Landkreis Lindau gemeldet: Die
Inzidenz liegt dort mittlerweile bei 810,1. Es folgen die Städte
Ingolstadt (774) und München (761,9). Am niedrigsten war der Wert in
den Landkreisen Coburg (171) und Neumarkt in der Oberpfalz (181,9).
Das teilte das RKI am Samstag auf seinem Dashboard mit (Stand: 03.20
Uhr). Die Zahl der seit Beginn der Pandemie im Zusammenhang mit
Corona gezählten Todesfälle im Freistaat stieg um 33 auf 20 166.

Auf den Intensivstationen sank die Zahl der Corona-Patienten weiter.
Das Divi-Intensivregister meldete am Samstag (Stand 9.05 Uhr) 427
Corona-Patienten auf Intensivstationen im Freistaat, das sind 8
weniger als noch am Freitag. 261 von ihnen mussten invasiv beatmet
werden.

Der Chefarzt der Infektiologie an der München Klinik Schwabing,
Wendtner, sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Für mich wäre eine
Viertimpfung vier bis sechs Monate nach der dritten Impfung eine
adäquate Maßnahme.» Er verwies zugleich jedoch darauf, dass es
aufgrund mangelnder Daten noch keine Empfehlung der Ständigen
Impfkommission (Stiko) zur Viertimpfung gibt.

Oft heiße es, man wolle auf den angepassten Omikron-Impfstoff warten.
«Ich fürchte aber, das wird zu lange dauern», sagte Wendtner. Vor
April sei nicht mit neuen Impfstoffen zu rechnen - die Omikron-Welle
rolle aber jetzt heran. «Man muss eine Viertimpfungs-Kampagne jetzt
schon vorbereiten, auch von der Verfügbarkeit der derzeit
zugelassenen Impfstoffe her. Da dürfen wir nicht erst daran denken,
wenn wir März oder April haben.»

Söder sagte dem «Münchner Merkur» (Samstag): «Ich habe über den

Jahreswechsel lange nachgedacht, viele Gespräche geführt - privat und
politisch - und aus diesen zwei Corona-Jahren auch tiefe Lehren
gezogen.» Gerade bei Omikron brauche es einen breiteren Ansatz. «Es
wird nicht mehr ausreichen, die Lage nur medizinisch und virologisch
zu betrachten. Wir müssen auch auf die gesellschaftliche und soziale
Komponente stärker achten.»

Die Gesellschaft sei nicht in zwei gleiche Teile gespalten, aber sie
sei geteilt. «Eine kleine Gruppe Querdenker mit sehr abstrusen
Argumenten, eine große Gruppe an sehr vorsichtigen Menschen, aber
eben auch einige, die zwar alle Regeln mitgemacht haben, aber
erschöpft und müde sind und am Sinn mancher Vorschriften zu zweifeln
beginnen.»

Für Samstag und Sonntag haben Gegner der Corona-Auflagen in einigen
Städten wieder zu Protesten aufgerufen, etwa in Fürth und
Schweinfurt. «Insbesondere rechtsextremistische Akteure sind in den
letzten Wochen vermehrt auf das Protestgeschehen aufgesprungen und
versuchen, den Protest für ihre Zwecke auszunutzen», sagte Bayerns
Innenminister Joachim Herrmann (CSU) kürzlich.