99 Prozent weniger Influenza-Fälle - Ärzte: Erfolg der Maskenpflicht

Trotz Lockdown und Maskenpflicht haben sich im vergangenen Jahr in
Hamburg mehr als 100 000 Menschen mit dem Coronavirus angesteckt. Die
Grippewelle fiel dagegen nahezu komplett aus. Ein Mediziner erklärt
die unterschiedliche Schutzwirkung der Maßnahmen.

Hamburg (dpa/lno) - Die Maskenpflicht und Kontaktbeschränkungen haben
nach Ansicht von Medizinern die übliche Grippewelle im vergangenen
Jahr fast komplett verhindert. Während sich die Zahl der
Corona-Infektionen in Hamburg verdreifachte, schrumpfte die Zahl der
Grippe-Erkrankungen auf ein Hundertstel des Vorjahreswertes zusammen.
Wie aus dem jüngsten Infekt-Info des Hamburger Instituts für Hygiene
und Umwelt hervorgeht, wurden im Jahr 2020 in der Hansestadt 3915
Fälle von Influenza gemeldet. Im vergangenen Jahr erkrankten nur 40
Menschen an Grippe. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der
Covid-19-Infektionen von 35 485 auf 106 535.

Die Grippe trete normalerweise wellenförmig von Mitte Januar bis
Mitte März auf, erklärte der Leiter der Krankenhaus-Hygiene am
Universitätsklinikum Eppendorf, Johannes Knobloch. Die Maskenpflicht
und die Kontaktbeschränkungen durch den Lockdown im vergangenen Jahr
hätten die Tröpfcheninfektionen verhindert. «Die Influenza ist nicht

verschwunden, aber sie schafft es nicht, in ein exponentielles
Wachstum reinzugehen», sagte der Medizinprofessor. Die meisten
Menschen hätten eine Keimimmunität, die schwere Erkrankungen
verhindere. Durch den wiederholten Kontakt mit dem Grippevirus seien
sie gegen Influenza «geboostert».

Bei Covid-19 sei das im vergangenen Jahr noch ganz anders gewesen.
Anfang 2021 seien rund 90 Prozent der Menschen ungeschützt gewesen,
weil sie weder geimpft noch genesen waren. Ein Mund-Nase-Schutz - mit
Ausnahme einer korrekt benutzten FFP2-Maske - schütze zwar nicht den
Träger, aber andere Menschen vor einer Ansteckung. Knobloch kann sich
vorstellen, dass es nach dem Ende der Corona-Pandemie und der
Maskenpflicht zu einer schweren Grippewelle kommen könnte.

Der Hausärzteverband Hamburg äußerte sich ähnlich: «Es ist zu
befürchten, dass uns im nächsten Jahr eine starke Grippewelle
bevorstehen wird, wenn die AHA-L Maßnahmen nicht mehr so stringent
eingehalten werden und es zwei Jahrgänge von Kindern gibt, die noch
wenig bis gar keinen Kontakt zu Grippeviren hatten», sagte die
Verbandsvorsitzende Jana Husemann. AHA-L steht für Abstand, Hygiene,
Alltag mit Maske und Lüften.

Eine Verwechselung der beiden Virenarten bei Tests schlossen beide
Mediziner aus. «Diese Viren sind so wenig miteinander verwandt wie
Ananas und Bananen», sagte Knobloch. Husemann glaubt auch nicht, dass
Grippepatienten wegen Corona seltener Ärzte aufgesucht hätten. «Ich
würde vermuten, dass Patienten mit grippalen Symptomen jetzt sogar
eher in die Hausarztpraxis gehen, da sie ausschließen wollen, dass
bei den Symptomen eine Corona-Infektion ursächlich ist», sagte die
Verbandsvorsitzende.