Deutliche Übersterblichkeit in Bayern während Delta-Welle

Normalerweise sterben in Bayern rund 2500 Menschen pro Woche. Während
der vierten Corona-Welle waren es deutlich mehr. Die
Übersterblichkeit geht in die Tausende - und ist höher als die Zahl
der direkten Corona-Toten.

München/Wiesbaden (dpa/lby) - Während der vierten Corona-Welle sind
in Bayern Tausende Menschen mehr gestorben als üblich. Ende November,
Anfang Dezember waren es teils über 1000 Todesfälle pro Woche mehr
als im Mittelwert (Median) der vier Jahre davor, wie aus Zahlen des
Statistischen Bundesamts hervorgeht.

Ab Oktober ist in diesen Zahlen ein deutlicher Anstieg der
Sterbefälle pro Woche zu sehen. Für die Zeit von Anfang November bis
Mitte Dezember meldet die Behörde durchweg Todeszahlen, die um
mehrere hundert über den Werten aus den vier vorangegangenen Jahren
liegen. Die höchste Differenz gab es dabei in der Kalenderwoche 48
mit insgesamt 3699 Todesfällen - 1094 mehr als der Medianwert.

Insgesamt starben den vorläufigen Zahlen zufolge in den
Kalenderwochen 40 bis 49 - also vom 4. Oktober bis zum 12 Dezember
2021 - in Bayern 32 041 Menschen. Das sind gut 6500 mehr als die
Medianwerte dieser Wochen aus den Vorjahren. Einen direkten
Zusammenhang mit Corona sieht die Statistik bei 3269 Todesfällen.
Bundesweit weist das Statistische Bundesamt ebenfalls deutlich mehr
Tote als im Mittel der Vorjahre aus. Hier geht die Differenz sogar in
die Zehntausende.

Auch Wissenschaftler der Covid-19-Datenanalysegruppe CODAG der
Ludwig-Maximilians-Universität München haben für Bayern eine
deutliche Übersterblichkeit in der Delta-Welle errechnet. In einem am
Freitag veröffentlichten Bericht kommen sie auf wöchentliche
Übersterblichkeiten von bis zu 30 Prozent in diesem Zeitraum, die
sich laut den Forschern etwa zur Hälfte durch Todesfälle mit Covid-19
erklären lassen. Damit ist Bayern allerdings weniger stark getroffen
als Sachsen und Thüringen, für die sie maximale Übersterblichkeiten
von 60 beziehungsweise 50 Prozent errechneten. Die Forscher zogen
dabei allerdings mit den Jahren 2016 bis 2019 einen etwas anderen
Vergleichszeitraum heran.

Bereits in der zweiten Corona-Welle im Jahr 2020 hatte es eine
deutschlandweite «Übersterblichkeit» gegeben, wie die Statistiker
eine unüblich hohe Zahl von Todesfällen nennen. Das hatte sich im
Verlauf des Jahres aber wieder normalisiert, bis es im Herbst zum
neuerlichen auffälligen Anstieg kam.

Im Laufe des Dezember 2021 gingen in Bayern die Infektionszahlen -
und dementsprechend auch die Todeszahlen - wieder stark zurück. Seit
30. Dezember klettern mit der zur fünften Welle deklarierten
Omikron-Variante die Infektionszahlen wieder schnell nach oben. Laut
Wochenbericht des Robert Koch-Instituts (RKI) ist Omikron
mittlerweile auch in Bayern die dominierende Virus-Variante. Auf den
Intensivstationen der Krankenhäuser sind die Patientenzahlen aber
zuletzt weiter gesunken. Am Freitag lagen dort weniger als halb so
viele Corona-Patienten wie auf dem Höhepunkt der Delta-Welle.

Als Vergleichswert zu den aktuellen Todesfallzahlen gibt das
Statistische Bundesamt den Median der entsprechenden Kalenderwochen
2017 bis 2020 an. Der Median wird aus einer Menge von Zahlen
gebildet, deren eine Hälfte höher und deren andere Hälfte niedriger
ist. Dieser Mittelwert ist weniger sensibel für Verzerrungen durch
einzelne Extremwerte als der sonst oft herangezogene Durchschnitt.
Bei den Zahlen 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8 und 1000 wäre der Median
beispielsweise 5, der Durchschnitt aber rund 115,1.