Wechsel- und Distanzunterricht sollen weiterhin vermieden werden

Mit deutlich steigenden Corona-Infektionszahlen wird auch der
Schulalltag schwieriger. Wenn die Lage noch ernster wird, sollen
verschiedene Maßnahmen greifen können.

Hannover (dpa/lni) - Bei weiterhin deutlich steigenden Corona-Zahlen
können an Niedersachsens Schulen verschiedene Maßnahmen greifen -
Wechsel- oder Distanzunterricht sollen nach wie vor vermieden werden.
Hintergrund ist ein am Donnerstag vom Kultusministerium
veröffentlichter Handlungsrahmen für die Schulorganisation. Als eine
erste Maßnahme können Lehrerstunden aus den Ganztagsangeboten ab
Jahrgangsstufe Sieben gekürzt werden, damit diese dann für
Vertretungsstunden eingesetzt werden können. Die Ganztagsangebote für
Kinder der Jahrgänge 1 bis 6 werden dann auf eine Notbetreuung
reduziert. Zudem können Lerngruppen vorübergehend zusammengelegt
werden.

In einem weiteren Schritt könnten dann laut Ministerium vorzugsweise
ältere Schüler vorübergehend in den Distanzunterricht wechseln oder
einzelne Fächer auf diesem Weg unterrichtet werden. Mit diesen
Maßnahmen will das Ministerium versuchen, die Schulen auch in einer
sich zuspitzenden Pandemie weiter möglichst offen zu halten.

Demnach sind dies aber jeweils Einzelfallentscheidungen. Dies hängt
etwa damit zusammen, wie viele Lehrer einer Schule wegen einer
Corona-Infektion nicht zur Verfügung stehen. Diese Maßnahmen können
also eine Art Leitfaden bieten. Ob Distanzunterricht für eine ganze
Schule verhängt wird, legt den Angaben zufolge das örtliche
Gesundheitsamt fest, nicht die Schule selbst. Andere Schritte, wie
die Verlagerung von Stunden, entscheiden hingegen die Schulleitungen.

«Wir geben Leitplanken und Orientierung und respektieren zugleich die
sehr unterschiedlichen Ausgangslagen der Schulen im Land. Daher
beschränken wir uns auf das Aufzeigen eines Rahmens mit bekannten und
bewährten Instrumenten und lassen Entscheidungsfreiheit», sagte
Kultusminister Grant Hendrik Tonne. «Wir behalten uns vor, das Papier
lagebedingt auch weiter nachzuschärfen und zu aktualisieren», betonte
der SPD-Politiker.

Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hatte bereits am
Mittwoch Kritik am Ministerium geübt. Die kommissarische
GEW-Landesvorsitzende Sabine Kiel sagte: «Jetzt soll anderes
Schulpersonal wie sozialpädagogische Fachkräfte den Schulbetrieb
aufrechterhalten. Doch auch bei diesen Schulbeschäftigten-Gruppen
herrscht erheblicher Personalmangel. Hier wird verzweifelt versucht,
Löcher mit anderen Löchern zu stopfen.»

Solange es keine Investitionsoffensive in Personal, Ausstattung und
Räumlichkeiten gebe, werde wohl jede Variante des Coronavirus für
Distanzlernen und Unterrichtsausfall sorgen. An den rund 3000 Schulen
im Land fehlten rund 7000 Lehrkräfte.

Seit Montag müssen wieder alle Schülerinnen und Schüler in
Niedersachsen zur Schule gehen. Bis Ende des Monats sind jeden Tag
Tests verpflichtend, sofern Schüler noch nicht gegen das Coronavirus
geimpft oder von einer Infektion genesen sind. Die Tests werden
jeweils von den Schulen gestellt. Prinzipiell können sich auch
geimpfte und genesene Schüler oder Lehrer mit den zur Verfügung
gestellten Kits testen, sofern es die Kapazitäten der Schule
erlauben.

Gesundheitsministerin Daniela Behrens (SPD) hatte zuletzt betont,
dass die derzeitige Corona-Welle vor allem jüngere Menschen treffe.
Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) sind unterdessen 61,1
Prozent der 12- bis 17-Jährigen im Bundesland gegen das Coronavirus
grundimmunisiert, 13,2 Prozent erhielten bereits eine
Auffrischungsimpfung.