Verband: Labore stoßen bei PCR-Tests an Kapazitätsgrenzen

Düsseldorf (dpa) - Die Medizinlabore in Deutschland nähern sich nach
Angaben eines Branchenverbands in der Corona-Krise zunehmend den
Grenzen ihrer Auslastung. «Die hohen Infektionszahlen gehen mit
vielen Tests einher. Weil derzeit kaum priorisiert wird bei
PCR-Tests, stoßen die Labore in Deutschland zunehmend an ihre
Kapazitätsgrenzen», sagte der Vorsitzende des Verbands Akkreditierte
Labore in der Medizin, Michael Müller, der «Rheinischen Post»
(Donnerstag). Das sei für Kranke und Krankenhäuser kritisch.

«Daher ist es zwingend, dass insbesondere die Arztpraxen und
Testzentren dazu angehalten werden, sich an der Nationalen
Teststrategie auszurichten», forderte Müller. Bei knappen Kapazitäten

müssten PCR-Tests entsprechend den dortigen Empfehlungen erfolgen.
«Dass man sich bald aus der Quarantäne freitesten lassen kann, wird
unweigerlich zu einem Mehraufwand der Labore führen.» Von
Bundesregierung und Länder habe es keine Prognosen gegeben, «auf wie
viel mehr Tests wir uns einstellen müssen». «Die Labore werden dem
Ansturm nun weitgehend unvorbereitet begegnen müssen.»

Am Dienstag hatte der Verband die Auslastung der Testkapazität noch
auf 64 Prozent beziffert. Zur Diskussion über Kapazitätsengpässe
sagte Müller einer Mitteilung zufolge: «Die Belastung in den Laboren
ist zwar erheblich, aber ich sehe keinen Grund für zu große Sorgen.»

Vielmehr komme es bei zunehmendem Testgeschehen und begrenzten
Testkapazitäten darauf an, die Teststrategie tatsächlich umzusetzen.

Der Leiter des Corona-Krisenstabes der Bundesregierung, Generalmajor
Carsten Breuer, sagte der «Süddeutschen Zeitung» (Donnerstag): «Wir

werden mit Sicherheit wie bei allen knappen Ressourcen Kapazitäten
bündeln müssen, wo es erforderlich ist. Das gilt auch für Tests.»
Sobald es irgendwo eng werde, müsse priorisiert werden. «Da haben
Beschäftigte in der kritischen Infrastruktur Vorrang», sagte er. Das
Ziel sei aber, das bisherige Testregime so lange wie möglich aufrecht
zu erhalten. «Wir brauchen möglichst genaue Daten, um zu sehen, wie
sich die Welle bei uns auswirkt», sagte Breuer.

Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen sprach sich für eine
Priorisierung von PCR-Tests aus. Sie müssten einerseits für wichtige
medizinische Diagnostik von Schwersterkrankten und andererseits für
das Personal der kritischen Infrastruktur priorisiert bereitgehalten
werden, sagte Dahmen am Donnerstag im RBB-Inforadio. «Das kann
bedeuten, dass im Einzelfall, beispielsweise beim Freitesten, es zu
Verzögerungen kommt. Das bedeutet nicht nur lange Schlangen vor den
Test-Zentren, sondern auch, dass es dauert, bis das Test-Ergebnis
vorliegt», räumte Dahmen ein. Die Situation werde sich erst
verbessern, wenn man die in die Höhe schnellenden Fall-Zahlen unter
Kontrolle bringe.