Nach Gewalttat im Heim - Oberlinhaus setzt Expertenkommission ein

Potsdam (dpa/bb) - Sie sollen die Arbeitsbedingungen in
Behinderteneinrichtungen verbessern: Nachdem in einem Potsdamer
Behindertenwohnheim vier Bewohner von einer Pflegekraft getötet
worden sind, will der Träger der Einrichtung eine Expertenkommission
einsetzen. «Wir wollen die Aufmerksamkeit um diesen Fall zum Anlass
nehmen, die Pflege in diesem Bereich in den Fokus zu rücken und die
Situation insgesamt zu verbessern», sagte der Theologische Vorstand
des Oberlinhauses, Matthias Fichtmüller, am Mittwoch. Dabei gehe es
nicht nur um die Einrichtungen des Diakonischen Trägers, sondern um
die Verbesserung der Situation in Behinderteneinrichtungen
bundesweit. Zunächst hat die Zeitung «Märkische Allgemeine»
berichtet.

Es gehe sowohl um Verbesserungen beim Personalschlüssel als auch bei
der Ausbildung von Heilerziehungspflegern. Diese müssten derzeit noch
für die Ausbildung zahlen und bekämen kein Ausbildungsgehalt. «Das
muss sich ändern. Wir müssen schauen, wie wir mehr junge Menschen für

den sehr anspruchsvollen aber auch sehr schönen Beruf gewinnen
können», so Fichtmüller.

In dem Expertenrat sollen Vertreter aus Politik und Verbänden sowie
Pfleger und Betroffene sitzen. In einem halben Jahr sollen Ergebnisse
vorliegen. Mit dem Ergebnis will der Träger dann über Spitzenverbände

mit Politikern ins Gespräch kommen. «Wir haben eine neue Regierung.
Ich habe die Hoffnung, dass sich da etwas verändert.»

Im April 2021 hatte eine 52-jährige Pflegekraft vier Bewohner des
Thusnelda-von-Saldern-Hauses im Potsdamer Stadtteil Babelsberg
gewaltsam mit einem Messer getötet. Die Opfer litten unter schwersten
Behinderungen. Eine 43-jährige Bewohnerin überlebte den Angriff durch
eine Notoperation. Das Landgericht Potsdam sprach die Deutsche wegen
vierfachen Mordes schuldig. Sie wurde in einem psychiatrischen
Krankenhaus untergebracht. Nach dem Urteil hat sie die Tat wegen
einer schweren Persönlichkeitsstörung im Zustand erheblich
verminderter Schuld begangen.