Verdi kritisiert längere Arbeitszeiten in der Pflege

Hannover (dpa/lni) - Die Gewerkschaft Verdi hat die von der
niedersächsischen Landesregierung beschlossene Ausweitung der
Höchstarbeitszeiten als völlig falsches Signal an die Pflege
kritisiert. Dies bedeute die Aushöhlung des Arbeitsschutzes, sagte
David Matrai, Fachbereichsleiter Gesundheit und soziale Dienste bei
Verdi, am Mittwoch. «Gerade in der aktuellen Situation bedarf es
einer Entlastung der Pflegekräfte und keiner zusätzlichen
Belastungen.» Er machte außerdem klar: «Tarifverträge von Verdi und

ihre Arbeitszeitregelungen gelten weiter und können auch durch die
Verordnung nicht ausgehebelt werden.»

Die Landesregierung hatte zuvor entschieden, angesichts steigender
Corona-Infektionszahlen in Teilen der kritischen Infrastruktur
längere Arbeitszeiten zuzulassen. Seit Mittwoch und bis zum 10. April
wird demnach die zulässige Arbeitszeit auf 60 Stunden pro Woche
erhöht, außerdem sind laut Sozialministerium in dieser Zeit Ausnahmen
vom Verbot der Sonntagsarbeit möglich. Im Durchschnitt dürfe die
Wochenarbeitszeit 48 Stunden aber weiterhin nicht übersteigen, die
Mehrarbeit müsse ausgeglichen werden. Die Verfügung gilt unter
anderem für Not- und Rettungsdienste, Testzentren sowie Energie- und
Wasserversorgungsbetriebe.

Matrai beklagte, dass sich der Fachkräftemangel in den Krankenhäusern
und in der Altenpflege seit Jahren zuspitze. «Dringend notwendig sind
deshalb die Einführung bedarfsgerechter Personalvorgaben, bessere
Arbeitsbedingungen und höhere Löhne», betonte er. «Getan wurde
bislang von der Politik und den Arbeitgebern hier viel zu wenig. Nun
stattdessen erneut die Pflegekräfte zu belasten, ist falsch und
kurzsichtig.»