Corona-Datenpanne - Tschentscher will vorsichtiger mit Zahlen umgehen

Bis Dezember veröffentlichte der Hamburger Senat eine separate
Inzidenz für Geimpfte und Ungeimpfte. Nun steht fest: Wegen einer
Panne waren die Werte erheblich verzerrt. Täuschungsvorwürfe weist
Bürgermeister Tschentscher aber zurück.

Hamburg (dpa/lno) - Angesichts einer Panne bei den Corona-Zahlen will
Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) künftig noch vorsichtiger bei
der Veröffentlichung von Daten sein. «Wir möchten unsere Maßnahmen

gerne plausibel und überzeugend begründen - und dazu gehören richtige

Zahlen», sagte Tschentscher am Dienstag nach der Sitzung des Senats.
«Die Verunsicherung, die dadurch entstanden ist, bedauere ich sehr.»
Kritiker hatten dem SPD-Politiker vorgeworfen, mit falschen Zahlen
Politik gemacht zu haben.

Hintergrund der Kritik: Bis Anfang Dezember wurde in Hamburg die
Sieben-Tage-Inzidenz bei den Corona-Neuinfektionen wöchentlich nach
Impfstatus differenziert. Die Gesundheitsämter mussten hierzu die
Zahl der infizierten Geimpften erheben. Das sei angesichts der
Eskalation der Zahlen bei den Neuinfektionen nicht mehr möglich
gewesen, sagte Tschentscher. Zudem habe es IT-Probleme gegeben. In
den Wert für Ungeimpfte gingen daher auch Fälle ein, bei denen der
Impfstatus ungeklärt war. Das hatte die Werte massiv verzerrt.

Für die Kalenderwoche 45 (8.-14. November) hatte die
Gesundheitsbehörde bei vollständig Geimpften etwa eine Inzidenz von
22,0 Fällen pro 100 000 Geimpften angegeben. Für die Ungeimpften bzw.
nicht vollständig Geimpften nannte die Behörde einen Wert von 605,2.
Der Impfstatus war aber in mehr als 2000 Fällen nicht gesichert, wie
aus der Antwort des Senats auf eine schriftliche Kleine Anfrage der
FDP-Bürgerschaftsabgeordneten Anna von Treuenfels-Frowein hervorgeht.

Bis zum 6. Januar 2022 sei der Impfstatus in 77 Prozent der Fälle
vollständig geklärt worden. «Bezogen auf die Fälle mit gesichertem

Impfstatus errechnet sich für die 45. Kalenderwoche die Inzidenz der
Geimpften mit 92,7 und die Inzidenz der Ungeimpften beziehungsweise
nicht vollständig Geimpften mit 270,0», heißt es in der Antwort.

Täuschungsvorwürfe wies der Bürgermeister indes entschieden zurück:

«Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung war allen nicht bewusst, dass es
diese grobe Abweichung von der Realität gibt.» Auf Grundlage der
Daten seien keine Entscheidungen getroffen worden.