Hamburg: Corona-Statistiken geraten außer Kontrolle - zu viele Fälle

Die Corona-Zahlen in Hamburg steigen weiter rasant - so schnell, dass
die Behörden mit dem Zählen nicht mehr hinterherkommen. Derweil
gelten nun noch härtere Corona-Regeln in der Stadt. Hoffnung auf eine
Lockerung machen sich indes die Profi-Clubs im Sport.

Hamburg (dpa/lno) - Die Corona-Statistiken in Hamburg drohen außer
Kontrolle zu geraten. Wegen der rasant steigenden Zahlen bei der noch
ansteckenderen Omikron-Variante kommen die Behörden mit dem Zählen,
Begutachten und Auswerten nicht mehr hinterher. Entsprechend versieht
die Gesundheitsbehörde die Angaben bereits seit dem Wochenende mit
einem Warnhinweis: «Es ist davon auszugehen, dass die Zahl der
tatsächlichen Fälle und damit auch die tatsächliche Inzidenz höher

sind als angegeben.» Am Montag meldete sie bei der
Sieben-Tage-Inzidenz mit 659,7 einmal mehr einen Höchststand.
Unterdessen traten weitere Verschärfungen der Corona-Regeln in Kraft.

Laut Gesundheitsbehörde lag die Zahl der neuen Ansteckungen je
100 000 Einwohner binnen einer Woche um 48,1 über der vom Sonntag und
um 219,4 über der vom Montag vor einer Woche. Insgesamt kamen am
Montag 1898 bestätigte Neuinfektionen hinzu - 1196 mehr als am Vortag
und 916 mehr als am Montag vor einer Woche. Insgesamt haben sich seit
Februar 2020 nun mindestens 156 906 Menschen infiziert; 126 900 davon
gelten nach Schätzungen des Robert Koch-Instituts (RKI) als genesen.
Die Zahl der seit Beginn der Pandemie an oder im Zusammenhang mit dem
Coronavirus in Hamburg gestorben Menschen stieg um 1 auf 2030.

Wegen der rasant steigenden Zahlen unterliegen jetzt weite Teile der
Stadt den 2G-plus-Regeln. So dürfen Menschen mit einer
Grundimmunisierung sowie Genesene viele Bereiche nur noch dann
betreten, wenn sie zusätzlich einen negativen Corona-Test vorlegen.
Davon ausgenommen sind nur Menschen, die bereits eine
Auffrischungsimpfung oder einen gleichwertigen Schutz vor der
Pandemie haben. Ungeimpfte sind schon seit dem 20. November 2021 fast
vollständig vom öffentlichen Leben ausgeschlossen.

Die 2G-plus-Regeln gelten laut einem Senatsbeschluss vom 4. Januar
unter anderem in der Gastronomie, in Freizeiteinrichtungen, bei
touristischen Stadt- und Hafenrundfahrten sowie in kulturellen
Einrichtungen wie Theatern, Konzerthäusern, Kinos und der Oper.
Ebenfalls betroffen sind Messen, Volksfeste, Spielhallen,
Schwimmbäder, Fitnessstudios, Seniorentreffs sowie körpernahe
Dienstleistungen. Ausgenommen sind unter anderem Friseure, Museen,
Bücherhallen, Ausstellungshäuser sowie der gesamte Einzelhandel.

Einschnitte gibt es auch im Sport. So dürfen im Amateurbereich bei
Sportveranstaltungen im Freien nur noch maximal 1000 Fans zuschauen.
In Sporthallen gilt - wie bei anderen Indoor-Veranstaltungen auch -
eine Obergrenze von 200 Zuschauern. Im Profisport sind eigentlich gar
keine Zuschauer mehr zulässig. Gleichwohl dürfen die Vereine jetzt
nach heftigen Beschwerden hoffen, dass für sie laut einem Bericht der
«Bild»-Zeitung entgegen der Geisterspiel-Ankündigung vom vergangenen

Dienstag nun doch auch die Amateursport-Regelungen gelten.

Zuvor hatten sich die Fußball-Zweitligisten Hamburger SV und FC St.
Pauli, Basketball-Bundesligist Hamburg Towers, Handball-Bundesligist
HSV Hamburg und Eishockey-Oberligist Crocodiles Hamburg beklagt und
eine Gleichbehandlung mit dem Amateursport und der Kultur gefordert.
Am Sonntag hatten die Basketballer der Hamburg Towers bestätigt, dass
sie am Dienstagabend im EuroCup gegen Turk Telekom Ankara vor 200
Anhängern spielen dürfen.

79,8 Prozent der Hamburgerinnen und Hamburger sind dem RKI zufolge
inzwischen mindestens einmal geimpft; den vollständigen Grundschutz
mit der meist nötigen zweiten Spritze haben demnach 77,5 Prozent.
Eine Auffrischungsimpfung erhielten bisher 38,5 Prozent der
Hansestädter. Bei den Erst- und Zweitimpfungen liegt Hamburg im
Ländervergleich weiter auf dem dritten Platz. Bei den
«Booster»-Impfungen zur Auffrischung belegt die Hansestadt unter den
westdeutschen Ländern jedoch den letzten Platz; bundesweit liegt sie
hier nur vor Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen.

Ein Grund dafür ist laut Kassenärztlicher Bundesvereinigung die nach
wie vor schleppende Auslieferung des Impfstoffs von Biontech/Pfizer.
So stehen diese Woche bundesweit nur 2,2 Millionen Dosen zur
Verfügung, wie die Vereinigung bereits vergangene Woche mitgeteilt
hatte. Bestellt worden seien jedoch rund 5,8 Millionen
BiontTech/Pfizer-Dosen, allein etwa 3,3 Millionen von den Arztpraxen.

Der frühere Leiter des zentralen Impfzentrums, Dirk Heinrich,
twitterte am Montag: «Gerade erfahren: wir bekommen morgen weniger
als die Hälfte des bestellten Biontech-Impfstoffs geliefert.» Dabei
ist die Nachfrage nach einer Booster-Impfung in Hamburg nach wie vor
sehr hoch, befreit sie doch unmittelbar von der Testpflicht unter
2G-plus-Bedingungen.

Die Hospitalisierungsinzidenz, also die Zahl der in Krankenhäusern
aufgenommenen Corona-Patienten je 100 000 Einwohner und Woche, stieg
über das Wochenende von 3,40 auf 5,34 am Montag. Bundesweit ging sie
von 3,15 auf 3,37 nach oben. Bei Überschreiten der Grenzwerte 3, 6
und 9 können die Bundesländer jeweils schärfere Maßnahmen zur
Bekämpfung der Pandemie verhängen.

Auf den Intensivstationen der Hamburger Kliniken wurden am Montag
(Stand 11.15 Uhr) laut dem Register der Deutschen Interdisziplinären
Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi) 82
Covid-19-Patienten behandelt, 2 mehr als am Vortag; 43
Intensivpatienten mussten demnach invasiv beatmet werden, 2 weniger
als am Sonntag.