Richter über Djokovic: «Was hätte dieser Mann noch mehr tun können? »

Die Verhandlung über den Einspruch von Tennis-Star Novak Djokovic
gegen die ihm untersagte Einreise nach Australien hat begonnen. Der
zuständige Richter macht dabei früh einen Kommentar, der ganz im
Sinne des 34 Jahre alten Serben sein dürfte.

Melbourne (dpa) - Tennis-Star Novak Djokovic darf bei der
Gerichtsverhandlung zu seiner von den Behörden verweigerten Einreise
nach Australien auf Verständnis beim zuständigen Richter hoffen.
Anthony Kelly unterbrach die Anwälte des Weltranglistenersten am
Montag und zählte selbst auf, welche Schritte Djokovic nach seinem
Verständnis unternommen hatte, bevor er sich in das Flugzeug nach
Melbourne setzte und nachdem er dort von den Beamten aufgehalten
wurde. Er schloss seinen Kommentar mit der Frage: «Was hätte dieser
Mann noch mehr tun können?»

Dem 34 Jahre alten Serben war am Mittwochabend (Ortszeit) die
Einreise nach Australien verweigert worden. Djokovic konnte aus Sicht
der Behörden nicht die nötigen Dokumente für eine medizinische
Ausnahmegenehmigung vorlegen, um auch ohne Corona-Impfung einreisen
zu dürfen. Seitdem muss er sich in einem Hotel für Ausreisepflichtige
aufhalten. Richter Kelly ordnete nach Angaben von australischen
Medien allerdings an, dass Djokovic die Verhandlung an einem von
seinen Anwälten ausgesuchten Ort verfolgen darf. Der 20-malige
Major-Sieger kämpft dafür, in Australien bleiben und seinen Titel bei
den Australian Open verteidigen zu dürfen. Das erste
Grand-Slam-Turnier des Jahres beginnt am 17. Januar.

Eine Entscheidung des Gerichts im Sinne des Serben garantiert ihm
allerdings nicht die Teilnahme an dem Turnier. Die Regierung hat
bereits angekündigt, dass sie Djokovics Visum auch bei einem Urteil
zu seinen Gunsten erneut entziehen könnte.

Djokovic ist nicht gegen das Coronavirus geimpft. Australien hat sehr
strenge Regeln im Kampf gegen die Pandemie und lässt im Prinzip nur
geimpfte Personen ohne Quarantäne über die Grenze. Djokovic und seine
Anwälte argumentieren allerdings mit der Ausnahmegenehmigung, die ihm
von einer unabhängigen Kommission erteilt worden war.

Zum Zeitpunkt des Kommentars von Richter Kelly hatten sich die
Vertreter des australischen Innenministeriums allerdings noch nicht
geäußert. Anwalt Christopher Tran kündigte nach Berichten
australischer Medien vor einer Mittagspause an, mit einigen älteren
Entscheidungen begründen zu können, weshalb die Einreiseverweigerung
rechtens und nicht überzogen war.

Wegen massiver technischer Probleme hatte die Verhandlung mit einer
halben Stunde Verspätung begonnen. Der Livestream war wegen der
großen Nachfrage zudem mehrfach für lange Zeit nicht abrufbar und
einige Teile der Verhandlung nur für wenige oder mitunter auch gar
keine Prozessbeobachter nachvollziehbar. Das Verfahren läuft über
eine Videokonferenz, die beteiligten Anwälte und der Richter befinden
sich nicht in einem Raum. Wie schnell das Gericht nach der Anhörung
der Argumente beider Partien eine Entscheidung trifft und ob dies
noch am Montag der Fall ist, war zunächst unklar.