Viele Staaten kämpfen mit Omikron - Neue Corona-Hochrisikogebiete

Rund 40 weitere Länder gelten als Hochrisikogebiet, etwa jedes zweite
Land weltweit wird nun so eingestuft. Großbritannien zählt mehr als
150 000 Corona-Tote - und eine Nachbarstadt Pekings weist kurz vor
den Olympischen Spielen erstmals lokale Omikron-Fälle nach.

Berlin (dpa) - Luxemburg sowie fast 40 weitere Länder gelten wegen
hoher Corona-Infektionszahlen seit diesem Sonntag ganz oder teilweise
als Hochrisikogebiete. Die neuen Einstufungen hatte das Robert
Koch-Institut am Freitag mitgeteilt. Wer aus einem solchen Gebiet
einreist und nicht vollständig geimpft oder genesen ist, muss für
zehn Tage in Quarantäne und kann sich frühestens fünf Tage nach der
Einreise mit einem negativen Test davon befreien.

Auch Schweden, Australien, Argentinien, die Vereinigten Arabischen
Emirate mit dem Winterurlaubsziel Dubai, Israel und Kenia sind nun
unter anderem auf der Risikoliste. Insgesamt erhöhte sich die Zahl
der Hochrisikogebiete auf einen Schlag auf mehr als 100 Länder. Das
bedeutet, dass etwa jedes zweite Land weltweit wieder
Hochrisikogebiet ist. Von den Nachbarländern Deutschlands ist nur
noch Österreich kein Hochrisikogebiet.

Mit der Einstufung als Hochrisikogebiet verbunden ist eine
Reisewarnung des Auswärtigen Amts für nicht notwendige touristische
Reisen. Sie erleichtert Touristen die kostenlose Stornierung bereits
gebuchter Reisen, bedeutet aber kein Reiseverbot. Als
Hochrisikogebiete werden Länder und Regionen mit einem besonders
hohen Infektionsrisiko eingestuft. Dafür sind aber nicht nur die
Infektionszahlen ausschlaggebend. Andere Kriterien sind das Tempo der
Ausbreitung des Virus, die Belastung des Gesundheitssystems oder auch
fehlende Daten über die Corona-Lage.

In Luxemburg lag die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner
innerhalb einer Woche am Samstag nach Daten der Johns Hopkins
Universität und der europäischen Gesundheitsbehörde ECDC bei 1329,1.

In Schweden wurde die Sieben-Tage-Inzidenz landesweit zuletzt mit 843
angegeben (Stand 2. Januar).

In Israel etwa ist die Zahl der Corona-Neuinfektionen in diesen Tagen
so hoch wie nie seit Beginn der Pandemie. Das Gesundheitsministerium
teilte am Sonntag mit, binnen 24 Stunden seien mehr als 17 500 neue
Fälle registriert worden. Auch die Zahl der Schwerkranken hat sich
binnen zwei Wochen mehr als verdoppelt, zuletzt lag sie bei 205. Mehr
als eine Viertelmillion Israelis - bisher nur über 60-Jährige,
Immungeschwächte und medizinisches Personal - haben binnen einer
Woche bereits die vierte Corona-Impfdosis bekommen.

In Großbritannien überschritt die Zahl der Todesfälle bei mittels
PCR-Test bestätigten Corona-Infizierten am Wochenende die Marke von
150 000. Es ist damit das erste Land Europas, mit Ausnahme Russlands,
das so viele Tote in der Pandemie zu beklagen hat. «Das Coronavirus
hat einen furchtbaren Tribut in unserem Land gefordert (...)»,
schrieb der britische Premierminister Boris Johnson am Samstagabend
auf Twitter. Die tatsächliche Zahl der Corona-Toten im Vereinigten
Königreich dürfte sogar noch höher sein.

Das Land mit etwa 67 Millionen Einwohnern ist weiter fest im Griff
der Omikron-Welle. Allein am Samstag wurden rund 146 000
Neuinfektionen registriert. Während die Kurve in London inzwischen
aber abzuflachen scheint, steigen die Zahlen im Norden Englands
weiter stark an. Schärfere Maßnahmen im größten Landesteil England

lehnt die Regierung in London bislang ab. Die Regierung von Johnson
steht unterdessen wegen angeblicher Missachtung der eigenen
Lockdown-Regeln weiter in der Kritik.

In Italien ist am Wochenende die Corona-Impfpflicht für Menschen im
Alter von mehr als 50 Jahren in Kraft getreten. Ungeimpfte haben
jedoch noch Zeit, bis ihnen Konsequenzen drohen. Ab dem 1. Februar
ist eine Strafe von 100 Euro für diejenigen vorgesehen, die bis dahin
noch ungeimpft sind oder ihre zweite Dosis beziehungsweise den
Booster nicht erhalten haben, obwohl sie es könnten.

Vor dem Schulbeginn nach den Winterferien am Montag regt sich in
einigen Regionen Italiens Unmut gegen den Plan der Regierung, trotz
der aktuellen Corona-Lage am Präsenzunterricht festzuhalten. Der
Präsident der süditalienischen Region Kampanien griff bereits vor und
untersagte per Dekret den Präsenzunterricht bis zum 29. Januar.
Sizilien verschob den Schulbeginn auf Donnerstag. Italien erlebt
derzeit einen rasanten Anstieg der Corona-Fallzahlen.
Gesundheitsexperten zufolge steigen die Fallzahlen auch bei
Minderjährigen und jungen Erwachsenen deutlich an.

In China hat Pekings Nachbarstadt Tianjin nach dem Auftreten der
ersten lokalen Omikron-Fälle in dem Land Massentests für die gesamte
Bevölkerung angeordnet. Wie die Behörden der 15-Millionen-Metropole
am Sonntag mitteilten, wurden in der Stadt seit Freitag 20
Corona-Infektionen identifiziert. Eine Sequenzierung ergab demnach,
dass es sich bei den ersten beiden Fällen um Infektionen mit der
Omikron-Variante handelte. Die meisten der übrigen 18 Infektionen
stünden in Verbindung mit ihnen, berichtete die staatliche
Nachrichtenagentur Xinhua.

Tianjin ist eine Nachbarstadt von Peking, wo am 4. Februar die
Olympischen Winterspiele beginnen sollen. Teilnehmer der Spiele
sollen sich in Peking nur in einer abgeschotteten «Blase» bewegen
dürfen, um ein Einschleppen des Virus zu verhindern.

China, das eine strikte Null-Covid-Politik verfolgt, hat das Virus
seit mehr als einem Jahr weitgehend im Griff. Immer wieder gibt es
jedoch lokal begrenzte Ausbrüche. Beobachter glauben, dass es für
China bei einer Verbreitung der Omikron-Variante deutlich schwieriger
werden dürfte, die Infektionszahlen so gering wie bisher zu halten.
Landesweit meldete China am Sonntag 92 neue lokale Corona-Fälle.