Corona-Ausbrüche bringen DEL, Clubs und Spieler in Not Von Carsten Lappe, dpa

Die Deutsche Eishockey Liga ist wenige Wochen vor Olympia besonders
von der aktuellen Corona-Situation gebeutelt. Die Liga gerät in
Termin-Not, die Clubs beklagen eine angebliche Wettbewerbsverzerrung
und die Nationalspieler fürchten um ihre Olympia-Teilnahme.

Neuss (dpa) - Aus einer Liga mit 15 Teams ist derzeit eine Elfer-Liga
geworden - in der Deutschen Eishockey Liga standen auch am Sonntag
nur noch drei statt sieben Spiele auf dem Programm. Gleich vier
Mannschaften sind derzeit wegen Corona-Ausbrüchen nicht spielfähig,
die DEL ist damit einen Monat vor den Olympischen Winterspielen
besonders gebeutelt. «Erst ohne Zuschauer, jetzt ohne Spieler - das
macht nicht wirklich Spaß. Wir kämpfen bis zum Letzten», sagte
DEL-Chef Gernot Tripcke bei Magentasport. Die Nervosität im Ligabüro,
bei den Clubs und den Spielern ist erhöht, die Termin-Not wächst.

«Ich sperre mich jetzt die nächsten zwei Wochen zuhause ein», sagte
Nationalkeeper Mathias Niederberger vom Meister Eisbären Berlin der
Deutschen Presse-Agentur angesichts der zunehmenden Corona-Fälle. In
drei Wochen soll sich das Nationalteam in Mannheim treffen und am 2.
Februar nach Peking aufbrechen. Geht das Infektionstempo in der DEL
so weiter, könnte Olympia für einige Spieler in Gefahr geraten.

Die DEL gerät in Not, die Olympia-Pause dafür zu nutzen, die derzeit

schiefe Tabelle mit Nachholspielen zu bereinigen. Schon weit über 30
davon stehen an. Auch weil die DEL als erste große deutsche Profiliga
den Clubs erlaubt hat, Partien wegen Booster-Impfungen zu verlegen.

«Das stellt uns vor Probleme, den Spielplan über die Bühne zu
bringen», sagte DEL-Geschäftsführer Tripcke der ARD. «Uns gehen die

Spieltage aus. Wir können die Mannschaften ja nicht dauerhaft vier
Mal pro Woche spielen lassen.» Am Freitagabend glaubte Tripcke noch,
die vielen Spielabsagen «in den Griff» zu kriegen.

Da waren im EHC Red Bull München, den Iserlohn Roosters und den
Grizzlys Wolfsburg drei Teams in kompletter Quarantäne. Am Samstag
wurden dann auch noch die Bietigheim Steelers vom zuständigen
Gesundheitsamt aktuell aus dem Spielbetrieb genommen. Dies könnte
bald zu Nachholspielen während Olympia führen. «Wir müssen sehen,
dass der eine oder andere Club spielen kann», sagte Tripcke.

Indes würden Nachholpartien ohne die besten Profis, die dann in
Peking im Einsatz wären, den Spielbetrieb möglicherweise weiter
verzerren. Schon jetzt stellen vor allem natürlich die
abstiegsbedrohten Clubs den zu dieser Saison wieder eingeführten Auf-
und Abstieg infrage. «Die Fairness lässt mittlerweile Federn»,
urteilte Iserlohns Sportdirektor Christian Hommel.

Die Roosters sind aktuell Letzter und von Corona besonders betroffen.
«Ich muss ganz ehrlich sagen, so hätte ich es nicht erwartet. Wir
sind mittlerweile bei 27 Fällen angelangt», berichtete Hommel über
den bereits zweiten Corona-Ausbruch im Sauerland in dieser Saison.

Logisch, dass er den drohenden Abstieg verhindert wissen will: «Ich
bin klar gegen Auf- oder Abstieg. Es gehört nicht zu unserem
Eishockey-Konzept. Es geht nicht, wenn drei bis fünf Teams ums
Überleben kämpfen.» Noch hält die DEL an der ausgehandelten Regel
ung
mit der DEL2 fest und verweist auf einen Vertrag mit dem Unterhaus.
«Wir werden im Verhandlungsweg versuchen, das Problem zu lösen. Aber
wir werden sicher keine Alleingänge machen», sagte Tripcke.

Möglicherweise könnte Iserlohn von der aktuellen Situation am Ende
aber sogar noch profitieren. Die notgedrungene Spielpause nutzte der
letzte am Sonntag zur Trennung von Chefcoach Brad Tapper. Das
durchaus gut besetzte Team kann sich nun neu justieren und nach
Beendigung der Team-Quarantäne mit neuem Chefcoach noch einmal neu
angreifen. Und vielleicht im Februar, wenn den Spitzenteams die
besten Spieler fehlen, in Nachholspielen einiges gerade rücken.

Sportlich gesehen sorgten am Sonntag die Nürnberg Ice Tigers für
Aufsehen. Die Franken siegten beim Titelverteidiger und Spitzenreiter
Eisbären Berlin mit 4:3 (1:1, 1:2, 2:0). Ryan Stoa erzielte drei
Treffer für den Playoff-Anwärter. Die Düsseldorfer EG verlor beim

3:4 (1:1, 0:1, 2:1, 0:1) nach Verlängerung bei den Straubing Tigers
das achte Match in Serie.