Iranischer Dichter und Regimekritiker stirbt im Gefängnis an Corona

Teheran (dpa) - Der iranische Dichter und Regimekritiker Baktash
Abtin ist in einem Gefängnis in Teheran an den Folgen einer
Corona-Infektion gestorben. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Ilna
und des iranischen Schriftstellerverbands (CNI) starb der 47-jährige
Abtin am Samstag im berüchtigten Ewin Gefängnis im Norden der
Hauptstadt. Wegen der akuten Corona-Erkrankung war Abtin schon seit
einigen Tagen im Koma, so CNI auf seiner Instagram-Seite.

Als hochrangiges Mitglied des CNI galt Abtin seit Jahren als einer
der schärfsten Kritiker des islamischen Regimes. Im September
vergangenen Jahres wurde er wegen angeblicher Propaganda gegen das
Regime verhaftet. Seitdem saß er im Ewin Gefängnis. Berichten zufolge
soll seine Corona-Infektion zu spät behandelt worden sein und zu
seinem Tod geführt haben.

Die Gefängnisbehörde wies die Kritik vehement zurück. Bei Abtin sei
bereits Anfang Dezember ein Corona-Test durchgeführt worden, der
negativ ausgefallen sei, teilte die Behörde laut Nachrichtenportal
Misan mit. Trotzdem sei er zunächst in ein staatliches Krankenhaus
und später, auf Wunsch seiner Familie, in eine Privatklinik verlegt
worden. Abtin sei daher rechtzeitig medizinisch versorgt worden und
in einer Privatklinik - und nicht im Gefängnis - gestorben, hieß es
weiter.

Kritiker und sogar die politische Opposition im Land zweifeln jedoch
an den Angaben. Asar Mansuri, Generalsekretärin der
reformorientierten Partei Ettehad Mellat (Volksunion), forderte den
Justizchef auf, den Fall nochmal akribisch überprüfen zu lassen. «Sie

sollten sich nicht auf die Angaben der Gefängnisbehörde verlassen,
sondern Abtins Anwalt, Familienangehörige und auch Ärzte nochmal
befragen», appellierte Mansuri an Justizchef Gholamhussein Mohseni
Edzehi. Erst dann könnte die Justiz weitere dubiose Todesfälle in den
Gefängnissen verhindern.