Hönningen statt Libanon - weitere mobile Kläranlagen im Ahrtal

Im flutgeschädigten Ahrtal sind schon zwei mobile Kläranlagen
gelandet, die für ferne Krisengebiete vorgesehen waren. Bald soll
Nummer drei an die Ahr kommen. Auch Mulis könnten sie transportieren.

Hönningen (dpa/lrs) - Die Ahrtal-Flut mit 134 Todesopfern vor einem
halben Jahr hat auch zahlreiche Kläranlagen zerstört - nun arbeitet
hier schon eine zweite mobile Anlage, die ursprünglich für ein fernes
Krisenland gedacht war. Die erste temporäre Kläranlage des Deutschen
Roten Kreuzes (DRK) landete statt in Uganda im Ahr-Weindorf Mayschoß.
Die zweite war für den Libanon bestimmt, wurde jetzt aber in
Hönningen an der Ahr in Betrieb genommen, wie ihr Entwickler Kurt
Saygin mitteilt. Eine dritte soll dem DRK zufolge voraussichtlich vom
Frühling an in Altenahr das Abwasser reinigen. Der Bau klassischer
Kläranlagen kann lange dauern. Die mobilen Lösungen im Ahrtal sind
laut DRK für einen drei- bis fünfjährigen Betrieb vorgesehen.

Diese Spezialanlagen in dem von extremen Hochwasser weithin
zerstörten Flusstal haben ferne Vorgängerinnen: Zwei laufen laut
Saygin bereits in Bangladesch in einem Camp mit Flüchtlingen der
muslimischen Rohingya-Minderheit aus dem mehrheitlich buddhistischen
Nachbarland Myanmar. Eine davon wurde dem DRK zufolge inzwischen «mit
den Erfahrungen aus dem Ahrtal hinsichtlich der Prozesse optimiert».
Künftig sollen - wie ursprünglich geplant - weitere mobile Anlagen
nach Uganda und in den Libanon gebracht werden.

Deutschlands erste mobile Kläranlage in Mayschoß im Ahrtal, die von
einem großen Lastwagen oder notfalls auch von Mulis transportiert
werden könnte, besteht nach Auskunft des DRK aus sieben Tanks mit
einem Fassungsvermögen von insgesamt 334 500 Litern plus Büro- und
Laborcontainer. Jede dieser modular konstruierten Anlagen werde je
nach künftigem Standort angepasst. So ist laut DRK die neue
Kläranlage in Hönningen für rund 1200 Bürger etwa 50 Prozent grö
ßer
als die Schwesteranlage in Mayschoß für gut 600 Anwohner.

Die Anlagen mit größtenteils biologischer, aber auch mechanischer
Aufbereitung von Abwasser werden mit Spenden finanziert. Die Kosten
für die reine Beschaffung belaufen sich laut DRK-Sprecherin Christina
Wandel-Sucker auf rund 200 000 Euro. «Mit Ergänzungen und Personal
sind diese jedoch deutlich höher.» Die schon vor mehreren Monaten in
Betrieb genommene erste Anlage im Ahrtal in Mayschoß habe «auf Anhieb
sehr gute Ergebnisse geliefert». Daher habe der örtliche
Abwasserverband die beiden weiteren DRK-Anlagen angefordert.

Nach früheren Worten von DRK-Generalsekretär Christian Reuter soll
mit dieser Technik das Risiko von Krankheiten und Umweltschäden
gemindert werden. Der Berliner Chemieingenieur Saygin hat einst
hinzugefügt: «Das Problem bei potenziellen Seuchenkrankheiten ist,
dass man sie zwar mit Ärzten bekämpfen, aber nur mit Ingenieuren
besiegen kann.»