Landtagsvizepräsidentin Touré sieht Fehler in Corona-Politik

Kiel (dpa/lno) - Nach Ansicht der schleswig-holsteinischen
Landtagsvizepräsidentin Aminata Touré hat auch die Landesregierung in
Kiel Fehler im Umgang mit der Corona-Pandemie gemacht. «Definitiv»,
sagte die Grünen-Politikerin den «Kieler Nachrichten» (Donnerstag)
auf eine entsprechende Frage. «Aber wir als Politik insgesamt, würde
ich sagen. Es wurde lange nach dem Prinzip gehandelt, dass die
niedrigen Inzidenzen ausschließlich Resultat der guten Politik im
Norden sind.» Das hätten die Grünen immer infrage gestellt. Das Land

habe einen Vorsprung gehabt, weil die Welle immer vom Süden
hochgekommen sei und das Land sich so ein wenig vorbereiten konnte.

«Nun sehen wir, dass uns die hohen Infektionszahlen aus Dänemark
einholen und wir auch hier sehr hohe Zahlen haben», sagte Touré, die
gemeinsam mit Finanzministerin Monika Heinold das Spitzenduo der
Grünen zur Landtagswahl am 8. Mai bildet. Die Beendigung der
epidemischen Lage nationaler Tragweite durch den Bund sei als Signal
falsch gewesen, sagte Touré. «Wir hatten und haben als Bundesländer
nach wie vor die Möglichkeit, schärfere Maßnahmen zu treffen. Das
haben wir vor den Ferien definitiv nicht ausgeschöpft.»

In Schleswig-Holstein sind die Infektionszahlen zuletzt auch deshalb
in die Höhe geschossen, weil sich in mehreren Orten Teilnehmer großer
Weihnachtspartys in Clubs angesteckt hatten. Die Sieben-Tage-Inzidenz
im Land stiegt zuletzt auf 405,4 - eine der höchsten aller
Bundesländer.

Touré befürwortete in dem Interview der «Kieler Nachrichten» eine
allgemeine Impfpflicht. «Wir hätten darüber schon viel früher
sprechen müssen», sagte sie. «Es war ein Riesenfehler, dass man am
Anfang der Pandemie behauptet hat, dass es so etwas nicht geben
wird.» Auch da gehe es um Vertrauen.

Touré lobte die Arbeit von Ministerpräsident Daniel Günther (CDU).
«Daniel Günther macht seinen Job total gut», sagte sie. «Darüber

können wir alle froh sein.» Trotzdem sei es wichtig, zwischen Günther

und der CDU zu unterscheiden. Im Norden regieren CDU, Grüne und FDP
seit 2017 gemeinsam.