Experte: Omikron-Variante könnte verstärkt Normalstationen treffen

Hannover (dpa/lni) - Die um sich greifende Coronavirus-Variante
Omikron droht nach Expertenmeinung die Normalstationen der
Krankenhäuser stärker zu belasten. Patienten kämen dann «nicht mehr

vorrangig wegen einer Covid-Erkrankung, sondern es kommt bei der
Aufnahme zu einem zufälligen Corona-Befund», sagte Professor Tobias
Welte, Direktor der Pneumologie an der Medizinischen Hochschule
Hannover (MHH), der «Hannoverschen Allgemeinen Zeitung» (Donnerstag).
«Das bedeutet dann, dass viele Menschen infiziert sind, aber auch,
dass Inzidenz und Hospitalisierung keine verlässlichen Marker für
schwere Erkrankungen und die Belastung der Krankenhäuser mehr sind.»

Welte geht davon aus, dass die Zahl der Neuinfektionen mit dem
Schulbeginn in der kommenden Woche rasant steigen wird. «Die
Bildungseinrichtungen sollten aber meiner Ansicht nach trotzdem offen
bleiben, die negativen Effekte der Schulschließungen im letzten Jahr
werden uns schon so noch lange begleiten», meinte er. In rund drei
oder vier Wochen werde die Welle ihren Höhepunkt erreichen. Mit einem
Abebben rechne er gegen Ende Februar: «Dann kommt auch das Frühjahr,
das verschafft uns Vorteile. So lange werden wir allerdings mit
signifikantem Personalausfall rechnen müssen.»

Welte mahnte: «Aber wir müssen auch anfangen, mit dem Virus zu leben,
ohne täglich in neue Panik zu verfallen. Meine Sorge ist, wie wir aus
der Pandemie als Gesellschaft wieder zurück in eine Normalität
finden.» Viele Menschen würden die Angst vor dem Virus schwer wieder
loswerden, sollten die Risiken durch das Coronavirus einmal
zurückgehen. «Noch haben wir eine solche entlastende Situation nicht,
aber wir sollten uns durchaus Gedanken machen, wie wir das Zurück in
einen «normalen» Alltag gestalten wollen.»

Eine mögliche vierte Impfung beurteilte er zurückhaltend: «Hinter der

Aufforderung zur vierten Impfung, die Israel jetzt für die Älteren
ausgesprochen hat, steht viel politischer Druck, die medizinische
Datenlage ist jedoch dürftig.»