Sorge vor Omikron: An Schulen und Kitas soll mehr getestet werden

Noch mehr Menschen, noch mehr Tests. Das Land zieht die Teststrategie
an Schulen und Kitas nach den Weihnachtsferien an. Zu groß ist die
Angst vor der Omikron-Variante und vor Kinder und Jugendlichen, die
aus dem Urlaub zurückkommen. Auch für das Personal ändert sich etwas.


Stuttgart (dpa/lsw) - Trotz der besonders ansteckenden
Omikron-Variante des Coronavirus soll an den Schulen und Kitas nach
den Weihnachtsferien so lange wie möglich unterrichtet und betreut
werden. Um unkontrollierte Ausbrüche zu verhindern und Unterricht in
Präsenz anzubieten, werden Kinder und Jugendliche vom kommenden
Montag (10. Januar) an und für zunächst sechs Wochen an
baden-württembergischen Schulen und Kitas stärker getestet. Außerdem

soll der Kreis der Menschen erweitert werden, die sich regelmäßig auf
das Virus testen lassen müssen, teilten das baden-württembergische
Kultus- und das Gesundheitsministerium am Mittwoch in Stuttgart mit.

Der Ministerrat muss noch zustimmen, wie es weiter hieß. Ziel sei es,
die Corona-Verordnung zum 10. Januar 2022 anzupassen.
Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) sagte den Schulen zudem zu,
selbstständiger über Maßnahmen entscheiden zu können.

Auf eine einfache Formel gebracht: Getestet wird nun, wer noch nicht
geboostert ist. Nach den Plänen der Ministerien sollen alle
Schülerinnen und Schüler ohne eine Auffrischungsimpfung («Booster»)

in der ersten Woche nach den Weihnachtsferien täglich untersucht
werden, sofern an ihren Einrichtungen Antigenschnelltests angeboten
werden. Schulen, die auf PCR-Pooltests setzen, sollen wenn möglich
weitere Antigenschnelltests anbieten, heißt es zudem in einem
Schreiben des Kultusministeriums an die öffentlichen und privaten
Schulen und Schulkindergärten.

Immunisierte Kinder, Jugendliche und Mitarbeiter seien nur mit einer
«Booster»-Impfung von einer Testpflicht ausgenommen. Ausnahmen gelten
auch für Genesene mit mindestens einer Impfung. Die neue Strategie
soll zusätzlich gegen womöglich infizierte Reiserückkehrer schützen
.
Von der zweiten Woche bis zu den Faschingsferien (ab 25. Februar)
sind laut Ministerien drei Antigenschnelltests oder zwei
PCR-Testungen für die Kinder und Jugendlichen verpflichtend, sofern
sie nicht geboostert sind.

Auch das Personal an Schulen, Kindertageseinrichtungen und in der
Kindertagespflege muss sich von Montag an umstellen, sollte es nicht
geboostert sein. Für Angestellte und andere werden dann Tests an
jedem Präsenztag vorgeschrieben. Das Land stellt für sie zudem aus
dem eigenen Bestand insgesamt weitere 2,6 Millionen FFP2-Masken zur
Verfügung. Nach wie vor sei aber auch das Tragen einer sogenannten
OP-Maske erlaubt, betonte das Kultusministerium.

«Nach aktuellen Erkenntnissen wissen wir, dass die
Auffrischungsimpfung einen erheblichen Beitrag zum Gesundheitsschutz
liefert», argumentierten Kultusministerin Schopper und
Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne). Es sei auch wichtig, sich
schon vor der Rückkehr an die Schulen oder Kitas testen zu lassen, um
die Sicherheit weiter zu erhöhen, hieß es weiter. «Das Verhalten
jeder und jedes Einzelnen ist mit Omikron noch bedeutender geworden.»

In der Hälfte der Bundesländer hat nach der Weihnachtspause der
Unterricht wieder begonnen. Millionen weitere Schülerinnen und
Schüler kehren nächste Woche zurück, darunter auch in
Baden-Württemberg. In allen Bundesländern ist Präsenzunterricht
geplant. Flächendeckende Schulschließungen wie vor einem Jahr haben
die Ampel-Parteien mit Änderungen am Infektionsschutzgesetz
ausgeschlossen.

Einige Bundesländer überlassen es den Einrichtungen selbst, wie sie
vorgehen. Dazu gehört nun auch zum Teil Baden-Württemberg. Denn
Schulleitungen sollen nach dem Willen von Schopper selbstständiger
entscheiden können, ob sie im Zweifelsfall vorübergehend für einzelne

Klassen oder auch die gesamte Schule zum Fernunterricht wechseln oder
diesen mit Präsenzunterricht kombinieren. Allerdings müsse die
Schulaufsichtsbehörde in diese Entscheidung eingebunden werden, heißt
es in dem Schreiben des Ministeriums. Klassenfahrten und andere
mehrtägige Veranstaltungen sind bis mindestens Ende März verboten.

Schülerinnen und Schüler der Sonderpädagogischen Bildungszentren, die

Klassenstufen neun und zehn von Haupt-, Real- und
Gemeinschaftsschulen sowie Abschlussklassen sollen grundsätzlich im
Präsenzunterricht bleiben.

Mit diesen neuen Regelungen kommt das Land auch den Forderungen des
Verbands Bildung und Erziehung (VBE) entgegen. «Niemand weiß besser
als die Schulen, was vor Ort hinsichtlich der Infektionslage und
Personalsituation möglich ist», sagte der VBE-Landesvorsitzende
Gerhard Brand.

Die derzeit grassierende Omikron-Variante des Virus könnte Studien
zufolge zwar ansteckender, aber insgesamt weniger gefährlich sein als
zunächst befürchtet. Sie ist zur dominierenden Variante im Südwesten

geworden. Nach einer Abfrage des Gesundheitsministeriums bei den
Laboren in Baden-Württemberg wird bei über 50 Prozent aller
SARS-CoV-2 Diagnosen die Omikron-Variante nachgewiesen.