Mediziner warnen wegen Omikron-Variante eindringlich vor Lockerungen

Dresden (dpa/sn) - Der Leipziger Mediziner Christoph Josten hat
angesichts von Unwägbarkeiten im Zusammenhang mit der
Omikron-Variante des Coronavirus vor Lockerungen der Schutzmaßnahmen
gewarnt. «Bei Omikron fahren wir momentan im Nebel», sagte Josten,
Medizinischer Vorstand des Universitätsklinikums Leipzig, am Dienstag
bei einer Online-Konferenz der sächsischen Regierung mit Experten. Er
ging davon aus, dass es schon viel mehr Omikron-Fälle im Freistaat
gibt als bislang bekannt. Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD)
hatte am Dienstag nach der Kabinettssitzung über 35 bestätigte Fälle

der Omikron-Variante und 149 Verdachtsfälle informiert.

«Wir fahren auf der Felge», beschrieb Josten die Situation für die
Mitarbeiter in den Krankenhäusern. Wenn man jetzt die Geschwindigkeit
noch erhöhe, sei das mehr als fahrlässig. In den kommenden vier
Wochen dürfe man gar nicht daran denken, bewährte Maßnahmen zu
lockern. «Es ist wichtig, dass wir diesen guten Weg, den wir
eingeschlagen haben, auch die nächsten Wochen beibehalten, bis wir
wirklich wissen, wie sehr schlägt Omikron ein und wie sehr belastet
Omikron unser Gesundheitswesen.» Man brauche valide Daten. Erst dann
sei es gerechtfertigt, über Lockerungen nachzudenken.

Ähnlich äußerte sich Frank Ulrich Montgomery, Vorstandsvorsitzender
des Weltärztebunds, der gemeinsam mit anderen Experten in der Runde
zugeschaltet war. «Mein Rat wäre (...): Warten sie doch einfach noch
einmal drei Wochen ab.» Die Entwicklung bei den Neuinfektionen, die
man derzeit in den USA beobachten könne, werde man in drei oder vier
Wochen auch in Deutschland auf den Intensivsituationen sehen können.
Dann werde man die Situation anders betrachten als jetzt.

Sachsens Regierung diskutiert derzeit über eine neue Schutzverordnung
und erwägt erste Erleichterungen der seit Mitte November geltenden
strengen Corona-Regeln. Der Freistaat ist momentan nicht mehr größter
Hotspot der Pandemie in Deutschland. Allerdings ist die Sieben- Tage-
Inzidenz von 287,5 noch immer hoch. Regierungschef Michael Kretschmer
(CDU) stellte in der Diskussion klar, dass man mit Blick auf die
Bettenbelegung in Krankenhäusern und auf Intensivstationen bei einer
Vorwarnstufe und Überlastungsstufe bleiben wird. Das sei die «rote
Linie». Die neue Verordnung soll kommende Woche beschlossen werden.