Oktoberfest im Sommer? Wirtschaftsminister wirbt - Wirte skeptisch

München (dpa) - Die Stadt München prüft eine Vorverlegung des
Oktoberfests, um eine erneute Absage wegen der Pandemie zu
verhindern. Der Wirtschaftsreferent und Wiesn-Chef Clemens
Baumgärtner sagte am Dienstag, ein Arbeitskreis der
Stadtratsfraktionen komme in der kommenden Woche zusammen, um die
Argumente auszuloten. Er werde dann eine Empfehlung vorlegen.

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger sagte der «Bild», im
Sommer sei die Corona-Lage deutlich entspannter. «Es ist deshalb
ernsthaft zu überlegen, Feste mit größeren Menschenansammlungen mehr

in den Sommer zu verlegen.»

Wiesn-Chef Baumgärtner sagte der Deutschen Presse-Agentur: «Für mich

persönlich ist ein Oktoberfest im Juli kaum denkbar. Und im August
sind in Bayern die Sommerferien.» Brauereien, Wirte, Schausteller und
die Polizei müssten dann ganz neu disponieren.

Der Sprecher der Wiesn-Wirte, Peter Inselkammer, würde ein
Oktoberfest zum eigentlich geplanten Termin vom 17. September bis 3.
Oktober bevorzugen, mit Zutritt nur für Geimpfte und Genesene. «Schon
von der Tradition her - es heißt ja Oktoberfest», sagte er der dpa.
Aber wenn wegen der Pandemie ein früherer Termin sinnvoll wäre, könne

man darüber diskutieren. Der Aufbau der Zelte beginnt normalerweise
Mitte Juli. «Es reicht, wenn die Entscheidung im Mai fällt», sagte
der Wirtesprecher. Aber eine Entscheidung sechs Wochen vorher reiche
nicht.

Über den Termin entscheiden letztlich Oberbürgermeister Dieter Reiter
und Ministerpräsident Markus Söder. Der Freistaat legt in der
Infektionsschutzverordnung fest, ob Volksfeste stattfinden dürfen.
2020 und 2021 wurden sie im Mai abgesagt.

Zuvor brachte das größte Volksfest der Welt mit sechs Millionen
Besuchern der Wirtschaft jährlich 1,2 Milliarden Euro Umsatz. Allein
für Übernachtungen gaben die Gäste gut eine halbe Milliarde Euro aus.

Fast eine halbe Milliarde blieb in den Festzelten und Fahrgeschäften.

Ob eine sichere Wiesn mit 2G-Regeln im September 2022 stattfinden
kann, «muss man im April oder Mai neu bewerten», sagte Baumgärtner.
Reiter sagte der «Abendzeitung»: «Wenn die Wiesn stattfindet, dann
wird es keine Vereinzelung oder Abstände in den Zelten geben,
insofern kann auf jeden Fall Oktoberfest-Feeling aufkommen.»