Ausnahme für Djokovic: Tennisstar tritt ohne Impfung in Australien an Von Kristina Puck, dpa

Das Rätseln ist beendet: Tennisstar Novak Djokovic ist wohl
ungeimpft, wird aber trotz der strengen Impf-Regeln bei den
Australian Open am ersten Grand-Slam-Turnier der Saison teilnehmen.
Dank einer Ausnahmegenehmigung, wie der Titelverteidiger mitteilt.

Melbourne (dpa) - Die Australian-Open-Ausnahmeregel für
Tennis-Topstar Novak Djokovic löst neue Debatten aus. Wohl ohne die
eigentlich vorgeschriebene Impfung gegen das Coronavirus wird der
serbische Weltranglisten-Erste in Melbourne den Grand-Slam-Rekord
angreifen. «Allen ein frohes neues Jahr», schrieb der 34-Jährige
knapp zwei Wochen vor dem Turnierstart: «Ich habe in der Pause eine
fantastische Zeit mit meinen Lieben verbracht und heute reise ich mit
einer Ausnahmegenehmigung nach Down Under. Let's go 2022!!» Die
Erlaubnis hat er einer Mitteilung des australischen Tennisverbands
zufolge von unabhängigen Experten erhalten.

Monatelanges Rätselraten um die Teilnahme des Titelverteidigers an
dem am 17. Januar beginnenden Grand-Slam-Turnier ist damit beendet.
Und Djokovic eckt mal wieder an und polarisiert, so wie es schon so
oft war. Die Vorschriften sehen vor, dass nur Spielerinnen und
Spieler, die gegen das Coronavirus geimpft sind oder eben unter eine
medizinische Ausnahme fallen, in Australien antreten dürfen.

Seinen Impfstatus hatte Djokovic immer wieder offen gelassen und zur
Privatsache erklärt. Nun lüftete er das Geheimnis zwar nicht mit
einer klaren Aussage, indirekt aber schon. Die Ausnahmeregel legt
nahe, dass er nicht geimpft ist. Was dahinter steckt, ist nicht
bekannt. Das feuert Diskussionen an und wirft weitere Fragen auf: Was
kann eine Nummer eins der Tennis-Welt haben, um als medizinische
Ausnahme zu gelten? Warum lässt sich Djokovic nicht impfen? Wie
werden seine Konkurrenten die Entscheidung aufnehmen?

Mit einem Foto, das ihn auf einem Flughafen lächelnd neben seinem
Tennis-Gepäck zeigt, verbreitete Djokovic seine Nachricht im
Internet. Kurz darauf bestätigten die Veranstalter die
Ausnahme-Bewilligung. Der 20-fache Grand-Slam-Turniersieger habe sich
für eine medizinische Ausnahme beworben, und sie sei nach strenger
Überprüfung, an der demnach zwei unabhängige Expertengremien
beteiligt waren, erteilt worden. Eins der Gremien sei vom
Gesundheitsministerium des australischen Bundesstaates Victoria
ernannt.

Es seien faire und strenge Vorschriften für die Bewerbungen für
medizinische Ausnahmen eingeführt worden, damit die Australian Open
«sicher und angenehm für jeden» seien, sagte Turnierdirektor Craig
Tiley. Zentraler Punkt sei, dass unabhängige Experten die
Entscheidung getroffen hätten. Laut der australischen Zeitung «The
Age» hatte Turnierboss Tiley am Wochenende bekannt gegeben, dass eine
Handvoll ungeimpfter Spieler Ausnahmen bekommen hätten.

Australien hatte sich während der Corona-Krise lange abgeschottet,
mit harten Maßnahmen wurde die Pandemie bekämpft. In Melbourne
herrschte lange Lockdown. Anfang Dezember hatte der stellvertretende
Premierminister James Merlino gesagt, es gebe nur eine begrenzte
Anzahl von Gründen für eine Ausnahmegenehmigung. «Medizinische
Ausnahmen sind genau das - es ist kein Schlupfloch für privilegierte
Tennisspieler», so Merlino laut ABC. «Es ist eine medizinische
Ausnahme unter außergewöhnlichen Umständen, wenn man eine akute
Erkrankung hat.»

Djokovic hat in der Corona-Krise mehrfach Aufsehen erregt. Schon im
Frühjahr 2020 hatte er sich als Impfgegner positioniert. «Ich
persönlich bin gegen Impfungen. Ich möchte nicht, dass mich jemand
zwingt, einen Impfstoff einzunehmen, um reisen zu können», hatte der
Serbe gesagt. Auch mit der von ihm mitorganisierten Adria-Tour im
Sommer 2020, bei der sorglos mit dem Coronavirus umgegangen worden
und die stark in die Kritik geraten war, hatte er für Schlagzeilen
gesorgt. Es waren Party-Bilder aufgetaucht, die nicht in die
Corona-Zeiten passten. Auch Djokovic selbst hatte sich im Rahmen der
Adria Tour im vergangenen Jahr infiziert.

Seit November sind die Impf-Bedingungen für die Australian Open
bekannt. Auf seinen eigentlich angekündigten Start beim derzeit
laufenden ATP Cup in Sydney - dem Teamevent, das als Vorbereitung
dient - hatte der Weltranglisten-Erste kurzfristig noch verzichtet.
Und dennoch war ein Grand-Slam-Turnier in Melbourne ohne Djokovic nur
schwer vorstellbar gewesen. Neunmal - so oft wie kein anderer - hat
er schließlich in Melbourne triumphiert.

Mit dem nächsten und insgesamt 21. Grand-Slam-Titel will er seine
großen Rivalen Rafael Nadal und Roger Federer überflügeln und zum
alleinigen Rekord-Grand-Slam-Turniersieger aufsteigen. Das ist sein
großes Ziel, nachdem 2021 der Traum vom Grand Slam, also dem Triumph
bei allen vier Grand-Slam-Turnieren in einem Kalenderjahr, bei den
US Open geplatzt war. Für Melbourne hat sich auch der Hamburger
Olympiasieger Alexander Zverev den Turniersieg vorgenommen. Das
Herren-Endspiel ist am 30. Januar.