Weihnachtspause beendet - Schüler zurück im Unterricht

Wegen der dünnen Datenlage ist die Corona-Lage weiter schwer
einzuschätzen. Nun geht in vielen Bundesländern die Schule wieder
los. Die Politik bleibt bei ihrer Aussage, möglichst Unterricht in
Präsenz zu sichern. Kinderärzte unterstützen das.

Berlin (dpa) - Nach den Weihnachtsferien sind am Montag Schülerinnen
und Schüler in mehreren Bundesländern in den Unterricht
zurückgekehrt. In den kommenden Tagen nehmen die Schulen in weiteren
Ländern den Betrieb wieder auf. Begleitet wird das von Sorgen vor der
befürchteten Omikron-Welle. Bundesbildungsministerin Bettina
Stark-Watzinger (FDP) bekräftigte das Ziel, die Schulen offen zu
halten. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte forderte von
der Politik, ihre Zusagen einzuhalten.

Am Montag öffneten zunächst die Schulen in Mecklenburg-Vorpommern,
Brandenburg, Berlin, Sachsen und Rheinland-Pfalz wieder ihre Türen.
In Berlin gilt - außer für geimpfte Schüler - zunächst eine tägli
che
Testpflicht. Am Dienstag folgen das Saarland, am Mittwoch Hamburg und
- je nach Entscheidung der Schulen - auch Thüringen. Die andere
Hälfte der Bundesländer nimmt den Schulbetrieb nach derzeitiger
Planung in der kommenden Woche wieder auf.

Die zuständigen Kultusminister der Länder beraten am Mittwoch in
einer Videokonferenz über das weitere Vorgehen. Die Ergebnisse
dürften auch in die Gespräche der Ministerpräsidentinnen und
-präsidenten der Bundesländer mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am

Freitag einfließen, wo es um mögliche weitere Maßnahmen im
Zusammenhang mit der befürchteten Omikron-Welle gehen wird. Die
Kultusminister hatten sich in den vergangenen Monaten immer für ein
Offenhalten der Schulen ausgesprochen.

Flächendeckende Schließungen sind nach Änderungen am
Infektionsschutzgesetz durch die Ampel-Parteien nicht mehr möglich.
Thüringen musste deshalb den Plan zurückziehen, mit Distanzunterricht
ins neue Jahr zu starten. Bildungsminister Helmut Holter (Linke), der
damit «vor die Welle kommen» wollte, überlässt es nun den Schulen i
n
Thüringen selbst, wie sie vorgehen wollen: «Weil ich das als
Ministerium nicht entscheiden kann, habe ich dieses auf die Schulen
delegiert. Und ich weiß, dass es eine weitere Belastung der
Schulleitungen bedeutet», sagte er am Montag im Deutschlandfunk. 

Bundesbildungsministerin Stark-Watzinger bekräftigte ihre Position:
«Präsenzunterricht ist eine Frage der Chancengerechtigkeit», schrieb

die FDP-Politikerin bei Twitter. «Wir müssen alles tun, um Schulen
offen zu halten. Allen Schülern, Eltern und Lehrern einen guten und
sicheren Start!» Der Vorsitzende des Bildungsausschusses des
Bundestags, Kai Gehring (Grüne), twitterte: «Mit Unterricht in
Präsenz fällt den meisten Lernen leichter als in Distanz. Darum ist
Schulen offenhalten wichtig - mit Tests, Masken, Impfangeboten,
Luftfiltern.»

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte rief dazu auf, den
Betrieb an den Schulen auch bei steigenden Corona-Zahlen
aufrechtzuerhalten. Es gebe eine Reihe an Möglichkeiten, trotz
anziehender Pandemielage Schulschließungen zu vermeiden, sagte
Verbandspräsident Thomas Fischbach der «Ärzte Zeitung» (online).
«Es
gibt eine klare und unmissverständliche Zusage der Politik,
Schulschließungen - wenn überhaupt - als allerletzte Maßnahme in
Betracht zu ziehen», sagte Fischbach. «Auf dieser Zusage beharren
wir.»

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrick Wüst äußerte sich i
m
im ARD-«Morgenmagazin». In NRW, wo rund die Ferien noch bis Ende der
Woche dauern, gelte weiterhin der Kurs: «Wir wollen, dass Kinder
solange es irgend vertretbar ist, Unterricht haben - möglichst in
Präsenz, möglichst in der Klasse», sagte der Regierungschef. «Kinde
r
sollen nicht noch mal leiden. Sie haben schon zu viel gelitten in
dieser Pandemie.»

Der Deutsche Kinderschutzbund hatte sich kritisch zum strikten
Beharren auf Präsenzunterricht geäußert. «Es kann keine Lösung se
in,
unter allen Umständen auf Präsenzunterricht zu pochen», hatte
Präsident Heinz Hilgers der «Rheinischen Post» gesagt.