Kürzere Quarantäne? Lauterbach kündigt neuen Corona-Regeln an

Am Freitag wollen Bund und Länder ihre weitere Corona-Strategie
abstimmen. Die Zeit drängt, die Omikron-Variante ist auf dem
Vormarsch. Sind kürzere Quarantänefristen ein Weg, um eine Gefährdung

der kritischen Infrastruktur zu vermeiden?

Berlin (dpa) - Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) rechnet mit
einer schnellen Entscheidung über eine Verkürzung der
Quarantänefristen bei Corona-Infektionen. Um zu verhindern, dass die
Omikron-Welle zu groß werde, werde es bei der Bund-Länder-Runde am
Freitag «auf jeden Fall neue Beschlüsse geben», kündigte Lauterbach

am Sonntagabend im Interview von RTL/ntv an. Dabei gehe es um eine
Änderung der Quarantäneverordnung, aber zum Beispiel auch um die
Frage, welche Kontaktbeschränkungen angemessen seien.

Ob Lauterbach nur eine Verkürzung der Quarantänefristen für
Kontaktpersonen oder sogar kürzere Isolationszeiten für Infizierte
erwägt, blieb offen. Geklärt werden müsse unter anderem, inwieweit
die Fristen für Menschen mit Auffrischungsimpfung geändert werden
könnten, sagte er. Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU)
hatte kürzlich eine Befreiung von der Quarantäne für geboosterte
Kontaktpersonen ins Gespräch gebracht.

Bund und Länder wollen sich am 7. Januar zu einer neuen
Schaltkonferenz treffen, um die weitere Strategie zu beraten.
Lauterbach machte deutlich, dass angesichts der Ausbreitung der
hochansteckenden Omikron-Variante in Deutschland Eile geboten sei:
«Die Fallzahlen werden sehr stark steigen, und das wird dann auch
viele Ungeimpfte treffen, und die sind nicht geschützt. Daher mache
ich mir da große Sorgen.»

Der Corona-Expertenrat der Bundesregierung hatte vor Weihnachten vor
einer extremen Belastung des Gesundheitssystems und der gesamten
kritischen Infrastruktur wie Kliniken, Feuerwehr oder Stromversorgung
gewarnt, sollten viele Menschen zeitgleich krank werden oder in
Quarantäne müssen. Andere Staaten mit hohem Omikron-Anteil wie die
USA oder Großbritannien haben ihre Regeln bereits gelockert.

Mit Ausbreitung der Omikron-Variante wächst die Gefahr, dass auch die
Zahl von Quarantäne-Anordnungen bei Kontaktpersonen von Infizierten
stark steigt. Denn anders als bei anderen Corona-Varianten ist aus
Sicht des Robert Koch-Instituts (RKI) eine Quarantäne bei Vorliegen
von Omikron immer empfohlen - und zwar auch «auch für vollständig
geimpfte und genesene Kontaktpersonen».

Großbritannien und die USA haben bereits die Dauer für Infizierte
ohne Symptome verkürzt, um akutem Personalmangel in Bereichen
vorzubeugen, die für die Grundversorgung und Sicherheit nötig sind.
Spanien und Portugal verkürzten die Quarantäne-Dauer für symptomlose

Infizierte von zehn auf sieben Tage. Eine Rolle spielen dabei auch
Indizien, dass Omikron seltener zu schweren Krankheitsverläufen
führen dürfte.

«Omikron ist anders als frühere Varianten - darum müssen auch die
Quarantäne-Regeln angepasst werden», sagte der gesundheitspolitische
Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, Tino Sorge (CDU), der
«Welt». «Wir erwarten eine neue Dynamik mit sehr vielen, aber eben
auch vielen milden Corona-Infektionen.» In einer solchen Lage müsse
verhindert werden, dass Personalausfälle die Wirtschaft und die
kritischen Infrastrukturen lahmlegten. «Darum wäre es sinnvoll, die
Quarantäne für bestimmte Kontaktpersonen zu verkürzen. Engmaschige
Tests könnten das flankieren.»

Lauterbach rechnet damit, dass die Omikron-Variante schon bald in
ganz Deutschland vorherrschend sein wird. In Schleswig-Holstein ist
sie dies bereits. Die Landesregierung verschärft deshalb ab Dienstag
die Corona-Regeln. Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) kündigte
kurzfristig für diesen Montag eine Regierungserklärung an.

Überschattet von Corona-Sorgen starten an diesem Montag in
Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg, Berlin, Sachsen und
Rheinland-Pfalz wieder die Schulen. Am Dienstag folgen das Saarland,
am Mittwoch Hamburg und - je nach Entscheidung der Schulen - auch
Thüringen. Der Grünen-Gesundheitsexperte Janosch Dahmen verlangte
tägliche PCR-Tests in den Schulen. Die beste Methode seien
PCR-Pool-Tests, weil sie am zuverlässigsten Infektionsherde sichtbar
machten, sagte er der «Rheinischen Post» und der Funke Mediengruppe.