Giffey: Verkürzung der Quarantäne noch nicht nötig

Braucht es zum Schutz der kritischen Infrastruktur kürzere
Quarantänezeiten? Berlins neue Regiergende Bürgermeisterin hält das

nicht für notwendig. Dafür hat sie einen konkreten Vorschlag für das

geplante Bund-Länder-Treffen am kommenden Freitag.

Berlin (dpa) - Eine Verkürzung der Corona-Quarantäne wegen der
schnellen Ausbreitung der Omikron-Variante ist nach Ansicht von
Berlins Regierender Bürgermeisterin Franziska Giffey derzeit noch
nicht nötig. «Jetzt im Moment brauchen wir das noch nicht, weil
unsere kritische Infrastruktur noch nicht außer Gefecht gesetzt ist»,
sagte die SPD-Politikerin im Interview der Woche des
Deutschlandfunks. Sie sehe das als Stufenmodell. Erst wenn absehbar
sei, dass Polizei, Feuerwehr und andere Institutionen nicht mehr
arbeitsfähig seien, müsse eine solche Maßnahme beschlossen werden.

Giffey reagierte auch auf Kritik daran, dass die einzelnen Berliner
Bezirke über die Feiertage und zum Jahreswechsel nur verzögert
aktuelle Daten zum Infektionsgeschehen übermitteln. Diese Situation
gebe es bundesweit, betonte sie. Um beim geplanten
Bund-Länder-Treffen am kommenden Freitag Entscheidungen über das
weitere Vorgehen in der Corona-Pandemie treffen zu können, seien die
aktuellen Daten zur Belegung der Intensivstationen sowie zur
kritischen Infrastruktur aussagekräftig genug.

«Wir wissen, dass wir nicht bei einer Überforderung der kritischen
Infrastruktur sind und auch bei den Intensivstationen nicht über 20
Prozent Belegung», sagte Giffey. «Und diese beiden Zahlen, auf der
Basis treffen wir unsere Entscheidungen, und das können wir am 7.
Januar auch tun.»

Die Landeschefin sprach sich vor dem Treffen zudem dafür aus, in
Bussen und Bahnen wieder zum ausschließlichen Tragen von FFP2-Masken
zurückzukehren. «Weil wir wissen, dass die medizinischen Masken eben
nicht so einen starken Schutz auch bei Omikron gewährleisten,
deswegen muss das wieder verstärkt werden.» Eine generelle
Maskenpflicht im öffentlichen Raum halte sie hingegen «nicht für
sinnvoll».

Angesichts erwarteter hoher Ansteckungszahlen mit der
Omikron-Variante wird über kürzere Quarantäne-Zeiten diskutiert.
Großbritannien und die USA haben die Dauer für Infizierte ohne
Symptome verkürzt, um akutem Personalmangel in Bereichen vorzubeugen,
die für die Grundversorgung und Sicherheit nötig sind. Spanien und
Portugal verkürzten die Quarantäne-Dauer für symptomlose Infizierte
von zehn auf sieben Tage.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und Gesundheitsminister Klaus
Holetschek (beide CSU) drängen seit einigen Tagen auf eine Regelung
für Deutschland. «Denkbar wäre aus meiner Sicht beispielsweise eine
Befreiung von der Quarantäne für geboosterte Kontaktpersonen», hatte

Holetschek gesagt. Nötig sei eine Stellungnahme des Robert
Koch-Instituts oder des Expertenrats noch vor der
Ministerpräsidentenkonferenz am 7. Januar.

Der Präsident des Deutschen Landkreistags, Reinhard Sager, hatte den
Zeitungen der Funke-Mediengruppe gesagt: «Eine Verkürzung der
Quarantäne kann sich als sinnvoll erweisen.» Omikron sei stärker,
aber auch kürzer ansteckend. «Da ist es folgerichtig, die
Quarantäneregeln anzupassen, verbunden mit der Möglichkeit zur
Freitestung», sagte Sager. Auch Bundesgesundheitsminister Karl
Lauterbach (SPD) befürwortete die Diskussion um die Quarantäne-Dauer.