Kirchen zwischen Personalnot und digitalem Aufbruch

In der Corona-Krise haben sich die Mitgliederzahlen der Kirchen in
Brandenburg und Teilen Sachsens nur leicht verändert. Personelle
Probleme gibt es aber im ländlichen Raum. Neue Strukturen und
Onlineangebote sollen helfen.

Potsdam (dpa) - In den Brandenburger Kirchengemeinden ist die
Entwicklung bei den Mitgliederzahlen recht unterschiedlich. Während
die evangelische Kirche leicht verlor, verzeichnete die katholische
Kirche leichte Zuwächse. So zählte die Evangelische Kirche
Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (Ekbo) Ende 2020 mit rund
332 400 Mitgliedern rund 2,6 Prozent weniger Menschen als
2019. «Hinzu kommen knapp 20 000 Brandenburger evangelischen
Glaubens, die in anderen Landeskirchen organisiert sind», sagte
Ekbo-Sprecherin Ulrike Mattern.

Gegenüber 2019 ist die Zahl der Katholiken im Land 2020 um 624 auf
nun rund 90 800 gewachsen. Sie verteilen sich auf die Bistümer
Magdeburg und Görlitz sowie der Großteil auf das Erzbistum Berlin.
«Die Zahl bleibt bisher konstant», sagt Erzbistumssprecher Stefan
Förner. Das hänge einerseits mit statistischen Bereinigungen
zusammen, was die Zuordnung angehe, und auch mit dem Wegzug ins
Umland.

Knapp 74 000 Brandenburger gehörten zuletzt dem Erzbistum Berlin an.
Im Bistum Görlitz gab es Anfang Dezember 2021 rund 14 350 Katholiken,
laut Generalvikar Alfred Hoffmann ein stabiler Wert. «Das ist
deutschlandweit gegen den Trend. Der Zuzug aus Polen wirkt sich
positiv aus», sagt er. Konstant gibt es im Bistum Görlitz derzeit 11
Pfarreien und im Erzbistum Berlin 30. In der evangelischen Kirche
sind aktuell 894 Kirchgemeinden in 19 Kirchenkreisen organisiert.

Derzeit steht aber die Existenz einiger Kirchenkreise zur
Disposition, so des Kirchenkreises Wittstock-Ruppin. Im dortigen
Pfarrsprengel Papenbruch (Ostprignitz-Ruppin) lebt und arbeitet
Pfarrer Berthold Schirge seit fast 35 Jahren. Eigentlich hätte er
schon in den Ruhestand wechseln sollen. «Wenn ich aufhöre, folgt aber
keiner mehr nach», sagt der 66-Jährige. Zum einen gebe es nicht
genügend Mittel für die Stelle, andererseits sei es schwierig, im
ländlichen Raum Personal zu finden.

«Es gibt Stellen, die zwei Mal ausgeschrieben werden müssen, bis sich
jemand bewirbt, und wenige Ausnahmen, in denen dies öfter geschieht»,
sagt Ulrike Mattern. Meist seien Orte betroffen, die nicht so günstig
lägen. Insgesamt habe die Ekbo aber noch keine Not, Pfarrstellen zu
besetzen.

Die evangelische Kirche versucht bewusst, einen kleinen
Personal-Überhang zu halten, um für die Zeit der Ruhestände gewappnet

zu sein. Im Bistum Görlitz liegt das reguläre Pensionsalter für
Priester laut Alfred Hoffmann bei 70 Jahren, eine Verlängerung bis
zum 75. Lebensjahr sei möglich.

Neue Strukturen sollen im Erzbistum Berlin helfen, personelle
Engpässe zu überwinden. «Der Nachwuchs an pastoralen Mitarbeitern,
nicht nur bei Priestern, geht zurück. Mit den neuen Strukturen können
wir perspektivisch einigermaßen solide planen», sagt Stefan Förner.

Durch die Corona-Krise haben die Gemeinden teilweise wieder an
Mitgliedern gewonnen. Doch die Zahl der Taufen hat sich den Angaben
nach bei beiden Konfessionen zuletzt etwa halbiert.

Durch coronabedingte Hygienebeschränkungen gab es auch weniger
Gottesdienste. «Wir sind mitten in einem Kreativitätsschub und einer
digitalen Transformation», sagt Ulrike Mattern. Die Resonanz auf
digitale Gottesdienstangebote sei gut. Der Trend zur Nutzung von
Streaming- und Onlineangeboten nehme auch in der evangelischen Kirche
zu. «Von März bis Dezember 2020 haben mehr als eine halbe Million
Menschen rund 3000 unserer digitalen Veranstaltungen als Livestream,
Zoom-Gottesdienst oder als Andacht auf Youtube und Instagram
angesehen», sagt die Ekbo-Sprecherin.