Amnesty: unfaire Impfstoffverteilung ist Menschenrechtsverletzung

Genf (dpa) - Amnesty International wirft reichen Ländern und
Pharmafirmen im Zusammenhang mit der Impfstoffbeschaffung
Menschenrechtsverletzungen vor. Dass reiche Länder Corona-Impfstoffe
auf Lager hielten, während Millionen Menschen in ärmeren Ländern
dringend auf eine Impfchance warteten, sei inakzeptabel, sagte
Generalsekretärin Agnes Callamard am Freitag bei einem Briefing der
Journalistenvereinigung ACANU in Genf.

Sie kritisierte namentlich die Pharmafirmen Biontech, Pfizer, Moderna
und Johnson und Johnson. Sie warf ihnen vor, aus Gier und
Profitgründen die Impfstoffe extra knapp zu halten, um hohe Preise
erzielen zu können. Callamard rief die Firmen auf, sie sollten auf
Patente verzichten und mehr Firmen die Herstellung der Impfstoffe
ermöglichen. Sie sollten zudem mindestens die Hälfte ihrer Produktion
zu Herstellungskosten an ärmere Länder abgeben. Von Regierungen
verlangte sie, ihre Vorräte umgehend an ärmere Länder
weiterzureichen.

Nach Erhebungen des Datenanalyse-Unternehmens Airfinity läuft die
Haltbarkeit von mehr als 100 Millionen Corona-Impfdosen weltweit Ende
des Jahres ab. Wenn sie nicht dringend umverteilt würden, werde der
Impfstoff vergeudet. Mehr als 40 Prozent dieser Impfdosen seien in
der EU, wie das Unternehmen Anfang der Woche berichtete.