Forschungsreaktor soll 2022 wieder anfahren - kein neuer Brennstoff

Seit eineinhalb Jahren steht der Garchinger Forschungsreaktor still,
auch weil zu viel radioaktives C-14 ausgetreten war. Nun wird ein
Wiederanfahren vorbereitet. Aus Sicht von Atomgegnern dürfte das
nicht sein. Denn der FRM II läuft weiter mit hochangereichertem Uran.

Garching (dpa) - Der Forschungsreaktor FRM II in Garching soll im
nächsten Jahr wieder anfahren. Geplant sei ein Zeitpunkt Anfang 2022,
sagte eine FRM II-Sprecherin der Deutschen Presse-Agentur. Er wird
vorerst weiter mit umstrittenem hochangereichertem Uran laufen.
Dagegen protestieren Atomgegner seit langem.

Der Reaktor war wegen der Corona-Pandemie im März 2020
heruntergefahren worden. Wenig später entwich radioaktives C-14 über
dem zulässigen Jahresgrenzwert, weil eine Filteranlage versehentlich
nicht in Betrieb genommen worden war. Ein völlig neuer Prozess an der
entsprechenden Stelle solle das künftig verhindern.

Zudem werde an einer Umstellung auf einen niedriger angereicherten
Brennstoff gearbeitet, sagte die Sprecherin. Wegen der Nutzung von zu
93 Prozent angereichertem Uran ist der Reaktor umstritten.
Atomgegner, Umweltschützer und Grüne sprechen von waffenfähigem
Material. Sie fordern die Abschaltung und haben gegen den Betrieb
geklagt, da dieser spätestens seit Ende 2018 nicht mehr legal sei.
Weltweit wird angestrebt, auf unter 20 Prozent Anreicherung zu
kommen.

Mit europäischen und internationalen Partnern werde an alternativen
Brennstoffen geforscht, die eine Umrüstung auf niedrigere
Anreicherung ermöglichen, sagte die Sprecherin. Bis spätestens 2023
wollten sich Bund und Land verständigen, welches Material als neuer
Brennstoff für den Reaktor der Technischen Universität München in
Frage komme. Die Umstellung allerdings wird noch Jahre dauern.

Es gab 2018 einen Vorschlag eines Wissenschaftlers zu einem
Brennelement mit auf 50 Prozent angereichtem Uran sowie eine
Konzeptstudie zu 20 Prozent angereichertem Uran. Diese seien für den
FRM II in der Form nicht einsetzbar, sagte die FRM II-Sprecherin.

Der FRM II ist eine der leistungsstärksten Neutronenquellen weltweit
und für Wissenschaft, Industrie und Medizin bedeutsam.