WHO empfiehlt erstmals vorbeugende Therapie bei Covid-Risikopatienten

Genf (dpa) - Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt erstmals
ein Medikament als Vorbeugung gegen eine schwere Covid-19-Erkrankung
bei infizierten Risikopatienten. Sie verweist auf Studien, wonach die
Antikörper-Kombination aus Casirivimab und Imdevimab von der US-Firma
Regeneron und dem Schweizer Unternehmen Roche deren Überlebenschancen
verbessern kann. Die WHO veröffentlichte ihre neue Empfehlung am
Freitag im «British Medical Journal».

In Deutschland wird diese Antikörper-Kombination bereits in
speziellen Fällen für Corona-Patienten eingesetzt. Viele Länder, die

selbst keine Risikobewertungen machen können, warten aber auf solche
WHO-Empfehlungen. Auch Hilfsorganisationen setzen in der Regel nur
von der WHO empfohlene Mittel ein.

Die WHO empfiehlt nun die Gabe der Mittel bei Corona-Patienten mit
Vorerkrankungen, die deshalb Gefahr laufen, schwer an Covid-19 zu
erkranken und dann auf Intensivstationen behandelt werden müssten.
Ebenso sollen bereits schwer Erkrankte damit behandelt werden, die
keine Antikörper gegen Covid-19 haben.

Herausforderung seien die hohen Kosten und die knappe Produktion, so
die WHO. Deshalb werde mit Roche über niedrigere Preise, eine
mögliche Schenkung und eine faire Verteilung in aller Welt
verhandelt. Die WHO setzte sich dafür ein, dass auch anderen
Herstellern die Produktion ermöglicht wird, damit billigere Varianten
der Mittel auf den Markt kommen.

Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen berichtete, Regeneron habe
bereits in mindestens elf ärmeren Ländern Patentanträge gestellt. Sie

forderte das Unternehmen auf, auf die Durchsetzung von Patenten in
ärmeren Ländern zu verzichten. «Es ist einfach nicht fair, dass
Menschen, die in ärmeren Ländern leben, keinen Zugang zu diesen
Covid-19-Medikamenten, die das Todesrisiko senken, haben, nur weil
Pharmafirmen das Monopol haben und hohe Renditen wollen», sagte Elin
Hoffmann Dahl von Ärzte ohne Grenzen. Zudem habe Regeneron für die
Entwicklung öffentliche Gelder erhalten. Nach Informationen der
Organisation wird das Mittel etwa in Deutschland für 2000 Dollar
(1700 Euro) und in Indien für 820 Dollar angeboten.