Volkmarsen-Prozess: Opfer der Auto-Attacke berichten von Druckwelle

Kassel (dpa/lhe) - Im Prozess um die Attacke mit einem Auto auf den
Rosenmontagszug im nordhessischen Volkmarsen haben am Donnerstag
weitere Zeugen vor dem Landgericht Kassel ausgesagt. Zwei Zeuginnen
berichteten von einer Druckwelle, die sie erfasst und zu Boden
geworfen habe. «Es war, als wenn ein ICE durch einen Bahnhof rast»,
sagte eine Frau aus. Sie habe das Gefühl gehabt, jemand habe sie
«komplett umgeschmissen». Die heute 58-Jährige trug Prellungen und
Hämatome durch den Sturz davon.

Ob das Tatfahrzeug oder etwas anderes die Druckwelle ausgelöst hat,
konnte sie nicht sagen. Sie könne sich lediglich an einen sehr lauten
Knall und die Welle erinnern. Sie habe nur einen Schatten gesehen,
das Auto habe sie gar nicht realisiert. «Es ging alles so schnell»,
sagte die Zeugin. Nach dem Vorfall sei sie «wie ein Eisblock, wie
versteinert» gewesen. Die Erinnerungen an die Attacke verfolgten sie
bis heute. «Die Bilder kann man nicht vergessen.»

Eine weitere Zeugin berichtete von einem plötzlichen Druckgefühl auf
der Brust. «Es war, als würde mich jemand schubsen», sagte die
22-Jährige. Dann habe sie ein schnell fahrendes Auto wahrgenommen.
Als Krankenschwester habe sie zunächst erste Hilfe geleistet. Später
habe sie «über Stunden gezittert und gestottert».

Der Angeklagte war laut Generalstaatsanwaltschaft am 24. Februar 2020
in eine Zuschauermenge und den Umzug gefahren. 90 Menschen, darunter
viele Kinder, erlitten teils schwere Verletzungen. Weitere Opfer
trugen seelische Wunden davon, die Ermittler gehen von insgesamt mehr
als 150 Betroffenen aus. Die Generalstaatsanwaltschaft wirft dem
heute 31-Jährigen 91-fachen versuchten Mord, gefährliche
Körperverletzung in 90 Fällen sowie gefährlichen Eingriff in den
Straßenverkehr vor. Das Motiv für die Tat ist bisher völlig unklar.
Gegenüber Ermittlern äußerte sich der Angeklagte seit seiner
Festnahme nach der Tat nicht.