Australien: Proteste gegen obligatorische Impfungen in der Baubranche

Melbourne (dpa) - In der australischen Millionenstadt Melbourne ist
es erneut zu Protesten gegen die Corona-Politik der Regierung
gekommen. Hunderte Bauarbeiter, viele von ihnen in
Warnschutzkleidung, demonstrierten am Dienstag zunächst vor dem
Gebäude der Gewerkschaft CFMEU (Construction, Forestry, Mining and
Energy Union). Ihre Wut richte sich gegen die obligatorischen
Corona-Impfungen für die Baubranche, berichtete die australische
Nachrichtenagentur AAP. Anschließend zog die Menge in Richtung
Regionalparlament weiter, bevor sie eine Schnellstraße blockierte.

Dabei sei es auch zu kleineren Zusammenstößen mit der Polizei
gekommen: Die Sicherheitskräfte hätten Gummigeschosse abgefeuert, die
Demonstrierenden hätten leere Flaschen und Dosen in Richtung der
Beamten geworfen, hieß es. Die Regierung des Bundesstaates Victoria
hatte zuletzt angeordnet, dass sich alle Mitarbeiter der Bauindustrie
gegen das Virus impfen lassen müssen.

Am Montag hatten die Behörden angekündigt, dass die gesamte
Bauindustrie in Melbourne und anderen Teilen Victorias für zwei
Wochen geschlossen wird. Am 5. Oktober müssen Beschäftigte dann
nachweisen, dass sie zumindest eine Impfdosis erhalten haben, bevor
sie an ihre Arbeitsplätze zurückkehren. Der Bundesstaat im Osten
Australiens befindet sich seit Wochen weitgehend im Lockdown - es ist
bereits das sechste Mal seit Beginn der Pandemie.

Bereits am Wochenende war es in Melbourne zu Anti-Lockdown-Protesten
gekommen. Hunderte Teilnehmer wurden festgenommen. Auch in anderen
Städten, darunter in Sydney und Brisbane, gab es am Wochenende Demos
gegen die strikten Corona-Maßnahmen.

Das Land mit seinen rund 25 Millionen Einwohnern hat viele Monate
lang eine Null-Covid-Strategie verfolgt und versucht, das Virus mit
geschlossenen Außengrenzen und strikten Lockdowns auszumerzen. Mit
der Ausbreitung der Delta-Variante mussten aber bereits mehrere
Regionalpremiers einräumen, dass die Strategie nicht mehr aufgeht.