USA wollen geimpfte Ausländer ab November wieder einreisen lassen Von Andrej Sokolow und Christiane Jacke, dpa

Seit eineinhalb Jahren können Europäer bis auf einzelne Ausnahmen
nicht in die USA reisen. Das soll sich nun ändern. Die US-Regierung
will die rigorosen Einreisesperren bald aufheben.

Washington (dpa) - Das lange Warten auf Reisen nach Amerika hat ein
Ende: Ab November können Ausländer mit einer Corona-Impfung wieder in
die Vereinigten Staaten einreisen. Das kündigte der
Coronavirus-Koordinator des Weißen Hauses, Jeffrey Zients, am Montag
an. Die Lockerungen kommen nach gut eineinhalb Jahren eines
weitgehenden Einreisestopps für Menschen aus zahlreichen Ländern,
darunter für Einwohner der EU und Großbritanniens. Die Reisebranche
und die Wirtschaft dürften damit aufatmen, aber auch viele
Privatleute, die über Monate von Familienmitgliedern und Freunden
getrennt waren und auf US-Urlaube verzichten mussten.

Der Ankündigung zufolge müssen Erwachsene nachweisen, dass sie
vollständig geimpft sind, bevor sie ins Flugzeug nach Amerika
einsteigen können. Außerdem müssen Reisende demnach zusätzlich wie

bisher einen maximal drei Tage alten negativen Corona-Test vorweisen.
Die Fluggesellschaften sollen Kontaktinformationen von Passagieren 30
Tage lang aufheben, damit sie nach eventuellen Corona-Fällen
benachrichtigt werden können.

Genaue Vorgaben, wie diese Nachverfolgung ablaufen soll, würden zu
einem späteren Zeitpunkt bekanntgegeben, sagte die Sprecherin des
Weißen Hauses, Jen Psaki, am Montag in Washington. Das Gleiche gelte
für die Frage, welche Impfstoffe von den USA anerkannt werden und wie
eine Impfung nachgewiesen werden muss. In den USA sind bislang nur
drei Impfstoffe zugelassen: die Präparate von Pfizer/Biontech,
Moderna sowie Johnson & Johnson. Psaki betonte, die Regelungen
sollten ab Anfang November gelten.

Damit endet eine lange Reisesperre in die USA. Der damalige
US-Präsident Donald Trump hatte im März 2020, zu Beginn der
Corona-Pandemie, einen Einreisestopp für Ausländer aus weiten Teilen
Europas angeordnet. Reisenden aus dem Schengen-Raum, Großbritannien
und Irland wurde damit bis auf wenige Ausnahmen untersagt, in die USA
einzureisen. Auch für Ausländer aus Indien, China, Brasilien,
Südafrika und dem Iran wurden in den USA angesichts der Ausbreitung
des Coronavirus weitreichende Einreisesperren verhängt und über viele
Monate rigoros aufrechterhalten.

Die EU dagegen hatte ihre Mitgliedsstaaten bereits im Juni
aufgefordert, Beschränkungen für Reisende aus den USA und mehreren
anderen Ländern schrittweise aufzuheben. Deutschland erlaubte
daraufhin wieder Einreisen unter anderem aus den USA, auch für
Urlauber. Das heißt, Amerikaner konnten ab dem 20. Juni wieder in
Deutschland einreisen, wenn sie eine Impfung, eine überstandene
Covid-Erkrankung oder einen negativen Covid-Test nachweisen konnten.

Deutschland und andere EU-Staaten hatten sich im Gegenzug von
Washington ebenfalls eine Lockerung erhofft, mussten darauf jedoch
lange warten. Das sorgte bei Europäern für einigen Frust.

Noch Ende Juli hatte das Weiße Haus angesichts der rapiden
Ausbreitung der Delta-Variante verkündet, vorerst an allen
Reisebeschränkungen festzuhalten. Kurz darauf signalisierte die
US-Regierung von Präsident Joe Biden jedoch, sie arbeite an einem
einheitlichen Plan für die Ausgestaltung internationaler
Reiseregelungen, um schnell reagieren zu können, sobald Experten eine
Lockerung für vertretbar hielten. Doch auch das zog sich hin.

Ende August empfahl die EU dann ihrerseits wieder strengere
Einreiseregeln für Menschen aus den USA. Für geimpfte Reisende aus
den USA nach Deutschland hatte das allerdings keine Konsequenzen.

Die weitgehende Einreisesperre trennte bislang nicht nur Familien und
Freunde. Sie plagte auch die Geschäftswelt und den Tourismus. Unter
anderem aus der Reisebranche wurde schon lange eine Lockerung
zumindest für geimpfte Reisende gefordert. Auch die deutsche
Wirtschaft machte bei diesem Thema seit längerer Zeit Druck, um ein
Ende der Einreisesperre zu erreichen.

Aktien von Fluggesellschaften reagierten auf die Ankündigung mit zum
Teil kräftigen Zuwächsen. So sprang der Kurs der
British-Airways-Mutter IAG zeitweise um mehr als zehn Prozent hoch,
für die Lufthansa gab es ein Plus von mehr als fünf Prozent.

EU-Kommissar Thierry Breton begrüßte die Lockerung und sprach von
einem logischen Schritt angesichts des Erfolgs der Impfkampagne in
Europa. Der britische Premierminister Boris Johnson bezeichnete die
Entscheidung als «fantastischen Schub für Wirtschaft und Handel». Es

sei großartig, «dass Familien und Freunde auf beiden Seiten des
Teichs wieder vereint werden können».