Spahn: Im Südosten Deutschlands deutlich höhere Impfquoten erreichen

Der Anteil der gegen Corona Geimpften ist in Deutschland recht
unterschiedlich. Die Spitzenreiter sind im Norden. Sachsen und
Thüringen, aber auch Bayern und Baden-Württemberg liegen deutlich
dahinter.

Berlin (dpa) - Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sieht wegen
deutlicher regionaler Unterschiede bei den Impfquoten in Deutschland
Aufholbedarf. «Im Nordwesten sind wir fast am Ziel, im Südosten
sollten wir noch deutlich höhere Quoten erreichen», schrieb der
CDU-Politiker am Samstag auf Twitter. Nach seinen Angaben haben 62,9
Prozent der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland (52,3 Millionen
Menschen) vollen Impfschutz, 67,1 Prozent (55,8 Millionen) erhielten
mindestens eine Impfung.

Unterdessen ist die Sieben-Tage-Inzidenz am fünften Tag in Folge
gesunken. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab den Wert der
Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner und Woche am Samstagmorgen mit
72,0 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 74,4 gelegen,
vor einer Woche bei 82,8. Die Gesundheitsämter in Deutschland
meldeten dem RKI binnen eines Tages 8901 Corona-Neuinfektionen. Das
geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.40
Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert bei 11 214
Ansteckungen gelegen.

RKI-Daten zeigen auch, dass tatsächlich im Nordwesten deutlich mehr
Menschen gegen Corona geimpft sind als im Südosten. Bremen ist
Spitzenreiter: Hier wurden 77,7 Prozent der Bürger einmal geimpft und
73,3 Prozent haben einen vollständigen Schutz (Stand: Samstag, 10.31
Uhr). Auch in Schleswig-Holstein, Hamburg und Nordrhein-Westfalen
erhielten mehr als 70 Prozent der Einwohner mindestens eine
Corona-Impfung. In Ostdeutschland liegen die Impfquoten weiterhin
zumeist deutlich niedriger als im Westen. In Sachsen beispielsweise
haben bisher nur 56,9 Prozent einen ersten und 53,6 einen zweiten
Piks erhalten. Auch in Thüringen liegt die Impfquote noch unter 60
Prozent. Doch auch Bayern (63,8 Prozent Erstimpfungen) und
Baden-Württemberg (64,3 Prozent) liegen noch weit hinter den
Impf-Vorreiter-Bundesländern.

Nach der Aktionswoche für Corona-Impfungen forderte der Städtetag
eine Fortsetzung kreativer Maßnahmen. «Gelegenheit macht Impfungen.
Umso wichtiger ist es, dass es diese wirksamen Angebote auch nach dem
Ende der Impfzentren zum 1. Oktober 2021 gibt», sagte
Städtetag-Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy dem Redaktionsnetzwerk
Deutschland. Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach sagte der
«Passauer Neuen Presse», er halte eine staatliche Impfprämie für
sinnvoll. Kassenärztechef Andreas Gassen sprach sich in der «Neuen
Osnabrücker Zeitung» für das Ende aller Corona-Beschränkungen zum 3
0.
Oktober als Anreiz zum Impfen aus.

Aus Sicht von Lauterbach wäre das «nicht ethisch vertretbar». Die
Welle, die dann käme, wäre zu groß, warnte der SPD-Politiker auf
Twitter. Besser wäre eine Öffnung, wenn 85 Prozent geimpft seien. Bis
dahin sollte die 2G-Regel gelten.

Von Sonntag an streicht die Bundesregierung Zypern und die Algarve
von der Liste der Corona-Hochrisikogebiete. Damit verschwindet das
auch bei Urlaubern beliebte Portugal nun ganz aus dieser Kategorie.

Österreichs Kanzler Sebastian Kurz kündigte schon jetzt eine sichere
Skisaison an. Falls sich die Corona-Situation weiter verschärfe,
würden nur noch Geimpfte Zugang zu Après-Ski-Lokalen erhalten, sagte
er in einem Interview mit der Funke Mediengruppe. Sowohl 70 Prozent
der über Zwölfjährigen in Österreich als auch die überwiegende Ma
sse
der Touristen seien geimpft. Der österreichische Party- und Skiort
Ischgl war voriges Jahr zum Corona-Hotspot geworden. In Wien wird
derzeit ein Schadenersatz-Prozess gegen den Staat Österreich
verhandelt.