Kindeswohlgefährdung: Halb so viele Meldungen an Schulen im Lockdown

Wiesbaden (dpa) - Während des Corona-Lockdowns haben Schulen und
Kitas deutlich weniger Fälle von Kindeswohlgefährdung gemeldet. Im
Frühjahr 2020 - als viele Einrichtungen geschlossen waren - meldeten
Schulen halb so viele Fälle wie im Jahr zuvor, wie das Statistische
Bundesamt am Freitag in Wiesbaden berichtete. Bei den Kitas ging die
Zahl der Meldungen zeitgleich um etwa ein Drittel zurück.

Im gesamten Corona-Jahr 2020 stellten die Jugendämter in Deutschland
bei 60 551 Kindern und Jugendlichen eine Kindeswohlgefährdung fest.
Bei weiteren 66 557 Minderjährigen kamen die Behörden zu dem
Ergebnis, dass zwar keine Kindeswohlgefährdung vorlag, aber Hilfe-
oder Unterstützung nötig war. In 15 Prozent der Fälle kam der Hinweis

von einer Schule oder Kindertagesstätte.

Fachleute hatten vor dem ersten Corona-Lockdown im Jahr 2020 davor
gewarnt, dass ein Teil der Kinderschutzfälle durch die Schul- und
Kitaschließungen unentdeckt bleiben könnte. Die Aufschlüsselung nach

Monaten zeigt nach Einschätzung der Statistiker nun, dass die
Meldungen tatsächlich stark zurückgingen.

«Insbesondere im April und Mai 2020 - also einen Monat nach den
ersten coronabedingten Schulschließungen im März und April - lagen
die von Schulen gemeldeten Kinderschutzfälle deutlich unter dem
Vorjahresniveau», sagte Manuela Nöthen, Expertin für Kinder- und
Jugendhilfestatistik im Statistischen Bundesamt. Auch die von Kitas
gemeldeten Fälle nahmen ab, jedoch nicht so stark.

«Damit bestätigt die Statistik die Einschätzung verschiedener
Fachleute, dass im Zuge des Lockdowns im Frühjahr 2020 weniger
Kinderschutzfälle aus den Bildungs- und Betreuungseinrichtungen
gemeldet wurden.» Im Mai stiegen die Zahlen wieder etwas an, im
Sommer näherten sich die Fallzahlen wieder den Vorjahreswerten an.