Bouffier: Corona-Einschränkungen betreffen vor allem Ungeimpfte

Hessen führt ein Corona-2G-Optionsmodell ein. Damit können
Veranstalter und private Betreibern nur noch Geimpfte und Genesene
einlassen. Wesentliche coronabedingte Einschränkungen wie
Abstandsregeln oder Maskenpflicht fallen dann weg.

Wiesbaden (dpa/lhe) - Hessen lockert die Corona-Regeln für Geimpfte
und Genesene und legt den Fokus bei der Beurteilung der Corona-Lage
auf die Situation in den Krankenhäusern. Die Corona-Pandemie
entwickle sich zunehmend zu einer Pandemie der Ungeimpften, sagte
Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) am Dienstag nach einer
Sitzung des Corona-Kabinetts in Wiesbaden. «Deshalb betreffen die
weiterhin notwendigen Einschränkungen vor allem sie, während Geimpfte
und Genesene davon immer weniger betroffen sind.»

Neben der verpflichtenden 3G-Regelung in vielen Innenbereichen führe
Hessen mit der neuen landesweiten Verordnung ab Donnerstag (16.
September) zudem ein 2G-Optionsmodell ein, erklärte der
Regierungschef. Mit einem 2G-Modell sind Lockerungen für Menschen
gemeint, die gegen das Coronavirus geimpft oder von einer Erkrankung
genesen sind. Die 3G-Regel bedeutet, dass nur Geimpfte, Genesene oder
negativ Getestete Zutritt haben.

Die neue 2G-Option bietet vor allem Veranstaltern und privaten
Betreibern die Möglichkeit, nur geimpfte und genesene Menschen
einzulassen, teilten Bouffier und Gesundheitsminister Kai Klose
(Grüne) mit. In diesen Fällen gebe es dort für diese Menschen keine
wesentlichen coronabedingten Einschränkungen wie Abstandsregeln oder
eine Maskenpflicht mehr. Für Geimpfte und Genesene seien das
wesentliche Erleichterungen.

Die Opposition im hessischen Landtag reagierte mit großer Kritik auf
die Einführung des 2G-Optionsmodells. Die Fraktionen von FDP, AfD und
Linke warnten vor einer Zwei-Klassen-Gesellschaft. Druck und Zwang
seien der falsche Weg, um Menschen zu einer Corona-Impfung zu
motivieren.

Bei der Beurteilung der Corona-Lage im Land führe Hessen mit der
neuen Verordnung einen Systemwechsel ein, sagte der CDU-Politiker.
Wegen des Fortschritts bei den Impfungen werde die Infektionsinzidenz
als alleiniger Indikator für die Corona-Schutzmaßnahmen abgelöst.
Künftig sollen die Hospitalisierungsinzidenz und die Belegung der
Intensivbetten wesentliche Maßstäbe für weitergehende Schutzmaßnahm
en
sein.

Die Hospitalisierungsinzidenz beschreibt, wie viele Personen je
100 000 Einwohnern in den vergangenen sieben Tagen wegen einer
Corona-Erkrankung im Krankenhaus landesweit neu aufgenommen wurden.
Die bislang als Bewertung genutzte Sieben-Tage-Inzidenz zeigt die
Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner innerhalb von sieben
Tagen. Die aktuelle Hospitalisierungsinzidenz in Hessen liegt nach
Angaben des Gesundheitsministers bei 2,51, die Zahl der belegten
Intensivbetten bei 146. Darunter sind auch 10 Verdachtsfälle.

Bouffier und Klose riefen die hessische Bevölkerung eindringlich auf,
sich impfen zu lassen. Die Pandemie sei noch nicht vorbei, mahnte der
Ministerpräsident. Deswegen müsse weiter besonnen gehandelt werden.
Es sei nicht der richtige Zeitpunkt, um nachlässig zu werden. In
Hessen sind nach Angaben des Gesundheitsministers mittlerweile 66,3
Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner erstgeimpft. 61,7 Prozent
der Menschen hätten bereits einen vollständigen Impfschutz. Insgesamt
seien bislang nahezu acht Millionen Impfdosen im Land verabreicht
worden.