Verband: Abwasser stärker vor Schadstoffen schützen

Berlin (dpa) - Medikamentenrückstände, Mikroplastik und andere
Schadstoffe werden zunehmend zur Herausforderung in Kläranlagen. Um
kostspielige Ausbauten der Anlagen für sauberes Trinkwasser zu
vermeiden, müsse der Wasserkreislauf stärker vor Mikroschadstoffen
geschützt werden, heißt es in einem Positionspapier des
Bundesverbands der Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft. «Es
geht um die menschliche Gesundheit», sagte Thomas Nelle, technischer
Leiter des Abwasserbetriebs bei der Gelsenwasser AG, am Dienstag.

Weitere Reinigungsstufen in Kläranlagen werden nach seinen Angaben
nicht alle Mittel herausbekommen. Als Beispiel nannte Nelle
Röntgenkontrastmittel. Nutzen die Patienten spezielle Urinbeutel,
könne man das Kontrastmittel über den Restmüll entsorgen statt es in

den Wasserkreislauf gelangen zu lassen.

Gängige Kläranlagen reinigen das Wasser in drei Stufen. Diskutiert
wird über den Bau einer vierten Stufe. «Auch die vierte und fünfte
Reinigungsstufe wird nicht alle Mittel herausbekommen», sagte Nelle.
Mit ihnen werde die Abwasserreinigung auch deutlich teurer. Gefordert
werden eine bessere Verbraucheraufklärung zum Abwasser und klare
Zielvorgaben für den Schadstoffeintrag etwa aus dem Verkehr und der
Landwirtschaft.

In dem Papier fordert der Verband auch einen klaren rechtliche Rahmen
für die Wiederverwendung von Wasser. Speicher für Regenwasser und
gereinigtes Abwasser müssten gefördert werden, um Trockenheit und
Starkregen besser zu bewältigen. Weiter vorangetrieben werden sollen
die Digitalisierung der Wasserwirtschaft und das Recycling von
Nährstoffen, etwa von Phosphat aus Klärschlamm. Verbandspräsident
Peter Kurth rief zu einer stärkeren Zusammenarbeit von privaten
Dienstleistern und Kommunen auf.