Hessische Landesbahn auf Expansionskurs - Corona hilft nicht

Trotz der Corona-Pandemie fährt die Hessische Landesbahn in den
kommenden Jahren einen deutlichen Wachstumskurs. Zögerliche Fahrgäste
sind dabei nicht die einzige Herausforderung.

Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Die Hessische Landesbahn steht vor einer
schwierigen Wachstumsphase. Geschäftsführer Veit Salzmann erwartet
Probleme bei der Rekrutierung von Zugführern und Zugbegleitern sowie
eine zögerliche Rückkehr der Fahrgäste nach der Corona-Pandemie.
Frühestens im Jahr 2023 werde man wieder die Fahrgastzahlen aus dem
Vorkrisenjahr 2019 erreichen, sagte er am Dienstag in Frankfurt.

Das landeseigene Verkehrsunternehmen hat in den vergangenen Monaten
bei Ausschreibungen den Betrieb dreier Regio-Netze in Hessen
gewonnen. Die HLB will damit ihre Verkehrsleistung in den kommenden
vier Jahren um 25 Prozent auf jährlich 20 Millionen Zugkilometer
steigern. Dafür werden den Angaben nach rund 350 neue Leute
gebraucht.

Neu im HLB-Portfolio ist ab Dezember 2023 der bislang von der
Deutschen Bahn betriebene «Mittelhessen-Express» mit vier
Regio-Linien zwischen Frankfurt, Dillenburg, Friedberg, Schwalmstadt
und Hanau. Die Mitarbeiter der DB Regio wolle man gerne übernehmen
und führe bereits erste Gespräche, erläuterte Salzmann. Die HLB
verteidigte bei den Neuausschreibungen zudem ihre Angebote
«Wetteraunetz» und «Lahn-Vogelsberg-Rhön», die jeweils ausgebaut

werden sollen.

Für das laufende Jahr rechnet Salzmann mit einem Umsatz von rund 300
Millionen Euro (2020: 278 Mio). Dank der staatlichen Corona-Hilfen an
die Verkehrsverbünde dürfte beim HLB-Konzern erneut ein Gewinn übrig

bleiben. Das Unternehmen rechnet mit 2,1 Millionen Euro, nach 2,7
Millionen Euro im vergangenen Jahr. Die HLB hatte ihre Leistungen
trotz des Fahrgasteinbruchs unverändert in Rechnung stellen können.
Zudem verzichtete das Land als Eigentümer für die Jahre 2019 und 2020
auf die sonst übliche Gewinnabführung in Höhe von jeweils 1 Million
Euro.

Die HLB benötigt die Einnahmen zur Stärkung des Eigenkapitals, wie
Salzmann ausführte. Neben neuen Fahrzeugen steht als große
Einzelmaßnahme der Bau einer neuen Zentralwerkstatt in Butzbach an,
die nach heutigen Preisen 72 Millionen Euro kosten soll. Ein
Grundstück mit rund 70 000 Quadratmetern ist bereits gekauft, mit der
Fertigstellung der Eisenbahn-Werkstatt rechnet die HLB Anfang 2025.