Wegen Corona-Fällen im Umfeld: Putin geht in Selbstisolation

Moskau (dpa) - Wenige Tage vor der Parlamentswahl in Russland begibt
sich Präsident Wladimir Putin laut Kreml wegen mehrerer Corona-Fälle
in seiner Umgebung in Selbstisolation. Putin selbst sei absolut
gesund, sagte sein Sprecher Dmitri Peskow am Dienstag der Agentur
Interfax zufolge. Der mit dem Vakzin Sputnik V geimpfte 68-Jährige
werde «für eine gewisse Zeit» auf persönliche Treffen verzichten un
d
nur online an Konferenzen teilnehmen, teilte der Kreml mit.

Erst am Montag hatte Putin den syrischen Präsidenten Baschar al-Assad
in Moskau getroffen. Nach Angaben Peskows fand das Gespräch der
beiden Staatschefs statt, bevor Putin die Entscheidung zur
Selbstisolation getroffen habe. Assads Gesundheit sei nicht
gefährdet, sagte Peskow. Am Montag hatte Putin zudem eine
Militärübung mit Verteidigungsminister Sergej Schoigu besucht.

Der Kreml machte keine Angaben, wer mit dem Coronavirus infiziert
ist. Putin zufolge handelt es sich um einen Mitarbeiter aus seinem
engsten Kreis, der nachgeimpft worden sei. «Ich habe am Vortag den
ganzen Tag mit ihm gesprochen», sagte er und sprach von einem
«natürlichen Experiment», wie gut der Impfstoff wirke.

Der Corona-Fall wirke sich nicht auf Putins Arbeit aus. Er werde aber
keine Veranstaltungen besuchen. Es wurde erwartet, dass der Präsident
etwa eine Woche in Quarantäne bleibt. Vom kommenden Freitag bis
Sonntag wird die Staatsduma gewählt. Es war erwartet worden, dass
Putin persönlich in einem Wahllokal seine Stimme abgibt.

Putin wird auch nicht zu einem Treffen der Organisation des Vertrags
über kollektive Sicherheit nach Tadschikistan reisen, sondern sich
nur per Video zuschalten. Das kündigte er nach einem Telefonat mit
dem tadschikischen Präsidenten Emomali Rachmon an. In Duschanbe
trifft sich auch die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit. Bei
dem Treffen soll es um die Lage in Afghanistan gehen.

Die russischen Behörden meldeten am Dienstag landesweit 17 800
Corona-Neuinfektionen binnen 24 Stunden, deutlich weniger als noch im
Juli. Allerdings ist die Zahl der Toten weiterhin hoch: Es seien 781
Todesfälle innerhalb eines Tages registriert worden.

Nach wie vor ist die Zahl der Geimpften vergleichsweise gering. Nach
jüngsten offiziellen Angaben haben 39 Millionen Menschen zwei
Komponenten der Corona-Impfung bekommen. Das sind 26 Prozent der
Bevölkerung. Russland hat rund 146 Millionen Einwohner.