Experten sprechen sich gegen generellen Corona-Booster aus

Berlin (dpa) - Eine hochrangige Expertengruppe hat sich gegen
generelle Corona-Auffrischungsimpfungen zum jetzigen Zeitpunkt
ausgesprochen. «Die bisherige Studienlage zeigt keine Notwendigkeit,
in Bevölkerungsgruppen mit wirksamer, vollständiger Impfung Booster
auf breiter Front zu verabreichen», schreiben die Forscher im
Fachmagazin «The Lancet». Die weltweit noch immer begrenzte Anzahl an
Impfdosen könne die meisten Leben retten, wenn sie Menschen zu Gute
käme, die ein erhebliches Risiko einer schweren Erkrankung haben und
noch ungeimpft sind. «Wenn Impfstoffe dort eingesetzt würden, wo sie
am meisten bringen, könnten sie das Ende der Pandemie beschleunigen,
indem die die weitere Entwicklung von Varianten bremsen.»

Hintergrund ist, dass in manchen reichen Ländern über Booster für
alle nachgedacht wird, während anderswo noch kaum jemand geimpft ist.
Die WHO hatte bereits Anfang August einen vorübergehenden Stopp von
Auffrischimpfungen gegen das Coronavirus gefordert, so lange noch
viele ärmere Länder auf Impfdosen warten.

Hinter dem Lancet-Papier stehen unter anderem Soumya Swaminathan,
Chef-Wissenschaftlerin der Weltgesundheitorganisation WHO, sowie
Experten der US-Arzneimittelbehörde FDA. «Die verfügbaren Impfungen
sind sicher, wirksam und retten Leben», sagte Swaminathan laut einer
Mitteilung. Auch wenn die Vorstellung reizvoll sei, die Zahl der
Covid-Fälle durch Booster weiter zu senken, müssten jeder
Entscheidung in diese Richtung belastbare Belege und eine
internationale, wissenschaftliche Diskussion zugrunde liegen.

Zwar könnte es sein, dass irgendwann ein Booster für alle notwendig
sein könnte, weil die Schutzwirkung der Impfung nachlässt, oder weil
Virus-Varianten der Immunabwehr entkommen. Noch gebe es aber keine
klaren Hinweise darauf. Auffrischungsimpfungen könnten aber schon
jetzt für bestimmte Meschen infrage kommen, beispielsweie solche mit
Immunschwäche.

In Deutschland bekommen Pflegebedürftige, über 80-Jährige und
Menschen mit Immunschwäche zum Teil schon eine dritte Impfung
angeboten. Eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission dazu steht
noch aus.