Deutlich mehr Schulabbrecher im Jahr 2021

Nach den ersten Schulschließungen im Frühjahr 2020 konnten alle
Schüler in MV versetzt werden, auch wenn die Leistungen nicht
ausreichend waren. Die Zahl der Schulabbrecher sank in dem Jahr. Das
ist nun vorbei.

Schwerin (dpa/mv) - Die Zahl der Schulabbrecher ist in
Mecklenburg-Vorpommern nach einem Rückgang im vergangenen Jahr jetzt
wieder gestiegen. Im Juni verließen 1075 Jugendliche die
allgemeinbildenden Schulen mit weniger als der Berufsreife, wie das
Statistische Landesamt auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur
mitteilte. Von ihnen haben 646 gar keinen Abschluss und 429 einen
Förderschulabschluss, der ebenfalls nicht zur nahtlosen Aufnahme
einer Berufsausbildung berechtigt. Im bundesweiten Vergleich gelten
diese Jugendlichen deshalb ebenfalls als Schulabbrecher.

Im vergangenen Jahr waren dem Amt zufolge nur 919 Jungen und Mädchen
mit weniger als der Berufsreife aus den allgemeinbildenden Schulen
entlassen worden (432 ohne Abschluss, 487 mit Förderschulabschluss).
Noch ein Jahr davor - 2019 - waren es 1225 (705 ohne Abschluss, 520
mit Förderschulabschluss). Ihr Anteil an allen Schulabgängern lag
2019 bei 9,2 Prozent, sank 2020 auf 7,2 Prozent, um 2021 wieder auf
8,1 Prozent zu steigen.

«Größere Abweichungen zu den Vorjahren resultieren mutmaßlich aus d
en
pandemiebedingten, geänderten Versetzungsregeln», erläuterten die
Statistiker. In der Tat hatte das Bildungsministerium nach den
wochenlangen Schulschließungen in der ersten Infektionswelle und des
teils holprigen Fernunterrichts im Frühjahr 2020 verfügt, dass alle
Schüler ungeachtet der Leistung versetzt werden können.
Oppositionspolitiker hatten daraufhin gewarnt, dass es 2021 ein
«böses Erwachen» geben werde. Nicht jeder, der 2020 Lernlücken
erlitten hatte, konnte sie 2021 so weit schließen, dass er den
Abschluss schaffte.

Die Linke hatte vorgeschlagen, das Schuljahr nach den Sommerferien
2020 bis zu den Herbstferien des darauffolgenden Schuljahres zu
verlängern, um pandemiebedingte Wissenslücken zu schließen. Dem
folgte das Bildungsministerium nicht. «Das rächt sich jetzt», meinte

die Fraktionsvorsitzende der Linken im Landtag, Simone Oldenburg.
«Der Anstieg der Zahl der Jugendlichen, die in der Corona-Pandemie
die Schule ohne Abschluss verlassen haben, geschah mit Ansage.» Die
Schüler seien zu wenig unterstützt worden und hätten jetzt einen
schlechteren Start ins Berufsleben.