Brandenburg erwartet vom Bund Hilfe im Kampf gegen Schweinepest

In Brandenburg wird an vielen Fronten gegen die Afrikanische
Schweinepest gekämpft. Es gibt doppelt umzäunte Zonen und Korridore,
in denen Wildschweine komplett entnommen werden. Die Seuche soll
nicht in den Westen gelangen.

Potsdam (dpa/bb) - Ein Jahr nach dem ersten amtlich bestätigten Fall
der Afrikanischen Schweinepest in Deutschland in Brandenburg lässt
aus Sicht von Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher (Grüne)
der Seuchendruck aus Polen nicht nach. «Die Länder Brandenburg,
Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern sind das Bollwerk für den Westen»,
betonte Nonnemacher am Freitag in Potsdam anlässlich des ersten
bestätigten Falls bei einem Wildschwein-Kadaver vor einem Jahr. Knapp
1000 Kilometer Zaun seien in den vergangenen 12 Monaten entlang der
deutsch-polnischen Grenze und der Kerngebiete in Brandenburg zum
Schutz vor Einschleppung der Schweinepest gebaut worden. Bislang
setzte das Land rund 40 Millionen Euro an Landesmitteln im Kampf
gegen die für Wild- und Hausschweine tödliche Seuche ein.

Die Ministerin appellierte an den Bund, die Unterstützung der
Schweinehalter in der ASP-Region nicht allein den Bundesländern an
der Grenze zu Polen zu überlasen. Der Brandenburger
Landesbauernverband hatte zuvor auch den Bund aufgefordert, dringend
ein Hilfsprogramm für Schweinehalter in den betroffenen Gebieten
aufzulegen. Verluste aufgrund behördlicher Anordnungen müssten
ausgeglichen werden sowie die Förderung vorübergehend stillgelegter
Betriebe, erklärte der Verband.

Seit Auftreten der Seuche sei der Fleischexport in viele Drittländer
nicht möglich gewesen, sagte der parlamentarische Staatssekretär im
Bundes-Agrarministerium, Uwe Feiler, in Berlin. Inzwischen sei er
aber etwa mit Ländern wie Kanada, Singapur oder Vietnam wieder
angelaufen. Auch mit China führe man «intensive Gespräche». Für
kommenden Mittwoch hat Agrarministerin Julia Klöckner (CDU) die
Unternehmen der Fleischbranche zu einem Gespräch zur Situation auf
dem Schweinemarkt geladen. Dabei wird den Angaben zufolge die
Vermarktung gesunder Schweine aus den betroffenen Gebieten eine
wichtige Rolle spielen.

Landes-Agrarstaatssekretärin Silvia Bender verlangte konkret ein
Förderprogramm, mit dem die höheren finanziellen Aufwendungen der
Schweinehalter bei der Vermarktung der Tiere aus der Region - durch
Tests oder längere Transportwege zu den Schlachthöfen - ausgeglichen
werden. Auch müssten Landwirte unterstützt werden, die sich wegen der
Schwierigkeiten komplett oder teilweise von der Schweinehaltung
verabschieden. Zudem sollten Gespräche mit der Europäischen Union zum
Konzept eines Schutzkorridors entlang der Grenze zu Polen
vorangetrieben werden. Nach EU-Recht gilt Deutschland als ASP-frei,
wenn hier ein Jahr lang kein Fall entdeckt wurde.

In Brandenburg wurden seit dem 10. September vergangenen Jahres bei
1649 Wildschwein-Kadavern die Afrikanische Schweinepest nach Angaben
des Friedrich-Loeffler-Instituts amtlich bestätigt (Stand: 27.
August). Das erste infizierte Wildschwein wurde im Landkreis
Spree-Neiße entdeckt. Ein Spaziergänger fand den Kadaver sieben
Kilometer von der deutsch-polnischen Grenze entfernt.

Mitte Juli griff die Schweinepest erstmals in Deutschland auf
Hausschweine in Nutzbeständen über - wieder in Brandenburg. Labore
hatten das Virus bei einem Bio-Betrieb mit 300 Tieren im Landkreis
Spree-Neiße sowie bei einem Kleinsthalter mit zwei Tieren im Kreis
Märkisch-Oderland nachgewiesen. Sämtliche Tiere in den beiden
Beständen wurden getötet.