Astrazeneca-Entwicklerin rät von massenhafter Auffrischungsimpfung ab

London (dpa) - Die leitende Wissenschaftlerin bei der Entwicklung des
Astrazeneca-Impfstoffs hat sich gegen flächendeckende
Auffrischungsimpfungen in Großbritannien ausgesprochen. Stattdessen
solle Impfstoff an Länder mit niedrigeren Impfraten abgegeben werden,
sagte Sarah Gilbert von der Universität Oxford der Zeitung «Daily
Telegraph» (Freitagsausgabe). Sinnvoll sei eine Auffrischungsimpfung
bei älteren Menschen und solchen mit unterdrücktem Immunsystem. Bei
der Mehrheit halte die Schutzwirkung des Impfstoffs aber gut an, so
Gilbert weiter.

In Deutschland bekommen Pflegebedürftige, über 80-Jährige und
Menschen mit Immunschwäche zum Teil schon eine dritte Impfung
angeboten. Eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission dazu steht
noch aus.

Durch die Weitergabe von Impfstoff an Länder mit niedrigeren
Impfraten könne die Entstehung neuer Varianten bekämpft werden, fuhr
Gilbert fort. «Wenn das Virus sich unter den Menschen ausbreitet,
mutiert es, passt sich an und entwickelt sich, wie die
Delta-Variante», so Gilbert. Das gelte es so schnell wie möglich zu
stoppen.

In Großbritannien wird in den kommenden Tagen mit einer Entscheidung
der Impfkommission über eine Empfehlung hinsichtlich der
flächendeckenden Auffrischungsimpfung gerechnet. Die britische
Arzneimittelbehörde MHRA hatte erst am Donnerstag die Zulassung der
Impfstoffe von Astrazeneca und Biontech dafür erteilt.