Ein Jahr Kampf gegen Schweinepest: Seuche breitet sich weiter aus

Seit einem Jahr stemmt sich Brandenburg gegen die Afrikanische
Schweinepest. Zäune und Kernzonen wurden errichtet, um die Tierseuche
einzudämmen. Das Resümee nach 12 Monaten ist ernüchternd.

Potsdam/Cottbus (dpa/bb) - Vor einem Jahr war der Ernstfall da: Die
in Osteuropa kursierende Afrikanische Schweinepest (ASP) erreichte
Deutschland. Im Brandenburger Kreis Spree-Neiße wurde das erste
infizierte Wildschwein entdeckt. Ein Spaziergänger fand den Kadaver
sieben Kilometer von der deutsch-polnischen Grenze entfernt. Seitdem
kämpfen Politik, die Landkreise, Landwirte, Jäger und die betroffene
Bevölkerung gegen die Ausbreitung der Tierseuche, Schweinehalter
bangen um ihre Existenz. Die Hoffnung vieler Akteure, dass die Seuche
sich nicht weiter ausbreitet, hat sich nicht erfüllt. Das
Verbraucherschutzministerium will an diesem Freitag Bilanz ziehen.

Zunächst konzentrierte sich die Ausbreitung auf den Süden und Osten
Brandenburgs, mittlerweile breitet sich die Schweinepest auch
Richtung Norden aus. Nach Angaben des Verbraucherschutzministeriums
gibt es aktuell 1 622 bestätige Fälle der Tierseuche. Allein aus dem
Kreis Oder-Spree wurden 809 bestätigte Fälle gemeldet. Im Landkreis
Märkisch-Oderland gab es 272 Funde, in Stadtgebiet Frankfurt (Oder)
231, im Kreis Spree-Neiße 214 und im Landkreis Dahme-Spreewald 76.
Weiter nördlich, im Kreis Barnim, wurden 19 ASP-Fälle registriert, in
der Uckermark bislang ein Fall. Nach Worten von Staatssekretärin Anna
Heyer-Stuffer ist nicht zu erwarten, dass der Seuchendruck aus Polen
absehbar nachlässt. Die Tierseuche ist eine schwere Virusinfektion -
für Wild- und Hausschweine endet sie meist tödlich.

Mitte Juli dieses Jahres griff die Schweinepest erstmals in
Deutschland auf Hausschweine in Nutzbeständen über - wieder in
Brandenburg. Labore hatten das Virus bei einem Bio-Betrieb mit 300
Tieren im Landkreis Spree-Neiße sowie bei einem Kleinsthalter mit
zwei Tieren im Kreis Märkisch-Oderland nachgewiesen. Sämtliche Tiere
in den beiden Beständen wurden getötet.

Mittlerweile ist ein fester Zaun entlang der Grenze zu Polen auf
einer Länge von etwa 255 Kilometer fertig gebaut, ein zweiter Zaun,
ein sogenannter Schutzkorridor, ist nach Ministeriumsangaben vom
Donnerstag zu etwa einem Drittel fertig gestellt. Zwischen den Zäunen
sollen möglichst alle Wildschweine getötet werden, bislang wurden 163
Lebendfallen in den ASP-Gebieten aufgestellt. In den vergangenen 12
Monaten wurden sieben Kerngebiete ausgewiesen und umzäunt. Zudem
werden schweinehaltende Betriebe besonders überwacht.

Die märkischen Landwirte und Schweinehalter fühlen sich von der
Politik nicht genügend unterstützt. Sie fordern, dringend ein
Hilfsprogramm für Schweinehalter in den betroffenen Gebieten
aufzulegen. Verluste aufgrund behördlicher Anordnungen müssten
ausgeglichen werden sowie die Förderung vorübergehend stillgelegter
Betriebe, erklärte der Landesbauernverband.

Auf Hilfe vom Bund können die Landwirte nicht hoffen. Der
Staatssekretär im Bundesagrarministerium, Uwe Feiler, hatte bei einem
Expertentreffen auf die Verantwortung des Landes bei der
Tierseuchenbekämpfung hingewiesen. Brandenburg wiederum forderte den
Bund auf, ein Förderprogramm auf den Weg zu bringen. Agrarminister
Axel Vogel (Grüne) hatte darauf hingewiesen, dass viele
schweinehaltende Betriebe in ganz Deutschland seit dem ersten
ASP-Fund aufgrund geschlossener Drittmärkte und anderer
Abnahmerestriktionen unter ökonomischem Druck stünden.

Mit dem erstmaligen Auftreten von ASP in Hausschweinebeständen ist
ihm zufolge eine neue, schwierigere Lage entstanden. Die Dimensionen
reichten über die rechtlichen Fördermöglichkeiten des Landes hinaus.