«Lockdown keine Entschuldigung» - Augsburg will Krawalle aufarbeiten

Schönes Wetter und geschlossene Clubs treiben die Menschen in lauen
Sommernächten auf die Straße. In Augsburg kommt es zu heftigen
Ausschreitungen. Die Stadt ist geschockt - und will Konsequenzen
ziehen.

Augsburg (dpa/lby) - Die Stadt Augsburg will die Krawallnacht vom
Wochenende aufarbeiten. Für Montag (14.00 Uhr) haben Stadt und
Polizeipräsidium Schwaben Nord zu einer Pressekonferenz geladen - und
Konsequenzen angekündigt. «Auf diesen Übergriff werden wir
entschieden und abgestimmt antworten, ohne Freiheiten der friedlichen
Bevölkerung zu sehr einzuschränken», sagte der Augsburger
Ordnungsreferent Frank Pintsch.

Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) äußerte sich «entsetzt über
die
Situation, in denen behelmte Polizisten die Maximilianstraße räumen
mussten, weil es zu Störungen von Rettungseinsätzen und zu
Übergriffen auf Polizeibeamte gekommen war und die Lage vollends zu
eskalieren drohte».

In der Nacht von Samstag auf Sonntag waren Polizisten und Feiernde
verletzt worden, als die Beamten nach dem EM-Erfolg der deutschen
Nationalmannschaft gegen Portugal eine Siegesfeier mit rund 1400
Menschen in der Innenstadt räumten. Die Polizei setzte Pfefferspray
ein.

Immer wieder wurden nach ihren Angaben Gegenstände auf Polizisten
geworfen. Weil sich die Lage nicht beruhigt habe, sei geräumt worden.
Während der Räumung seien dann über 200 Gegenstände auf die
Einsatzkräfte geflogen, darunter auch viele Glasflaschen. Ein
Rettungswagen wurde von einer Flasche getroffen; die Frontscheibe des
Fahrzeugs wurde dabei beschädigt. 

Ein Mann, der am Boden fixiert werden sollte, trat einem Beamten mit
dem Fuß ins Gesicht. Der Polizist erlitt dem Sprecher zufolge dabei
eine Schwellung am Auge. Eine Polizistin sei sexuell belästigt
worden, als sie die Personalien eines Mannes feststellen wollte. Eine
unbeteiligte junge Frau sei von einer Flasche getroffen und leicht
verletzt worden. Mindestens ein Flaschenwerfer wurde vorläufig
festgenommen.

«Das Ausmaß an Gewalt, Rücksichtslosigkeit und krimineller Energie,
mit dem sogenannte Partygänger in der Nacht von Samstag auf Sonntag
auf die Einsatzkräfte losgegangen sind, ist erschreckend», sagte der
Augsburger Polizeipräsident Michael Schwald.

«Der Lockdown und all die damit verbundenen Einschränkungen sind
weder Erklärung noch Entschuldigung oder gar Rechtfertigung für ein
derartiges Verhalten», betonte Oberbürgermeisterin Weber. «Unsere
Innenstadt ist kein Ort für Krawalltouristen und für
Auseinandersetzungen mit der Polizei.»

Nächtliche Feiereien und Auseinandersetzungen mit dem Partyvolk
beschäftigen die Polizei in Bayern immer stärker. Vor einigen Wochen
hatte ein ähnlicher Vorfall im Englischen Garten in München
Schlagzeilen gemacht, bei dem ebenfalls Polizisten verletzt wurden.
Das Münchner Präsidium teilte daraufhin mit, die Polizeipräsenz in
dem großen Park zu verstärken.